Der Begriff “Narrativ” bedeutet erzählend, in erzählender
Form darstellend, und wird häufig mit dem Ausdruck „Storytelling“ gleichgesetzt.
Um die Unterscheidung dieser beiden Begrifflichkeiten zu verstehen, werde ich „Narrativ“
genauer definieren.
Das Wort „Narrativ“ kommt aus dem Spätlateinischen narrativus, zu lateinisch narrare = erzählen. Ein Narrativ ist
eine Erzählform, die zur Vermittlung von Informationen genutzt wird. Es muss
sich hierbei jedoch nicht zwingend um eine romanartige Narration handeln. Wichtig
ist vor allem, dass ein roter Faden ersichtlich ist und das erzählende Thema
durch eine kausale Verkettung von Zuständen geführt wird. Der Mensch nutzt
Narrative, um sich Ansichten, Einstellungen, Werte, Zusammenhänge zu definieren
und hilft das Bewusstsein zu steuern. So schreibt Thomas Feuerstein in seinem
Artikel „Narrative der Kunst“ über die unterschiedlichen Anwendungen der
Bedeutung von „Narrativ“:
„Das Ich-Narrativ ist die Voraussetzung unserer
Identität, orientiert und stabilisiert uns, reduziert Komplexität und hilft
alltägliche Kontingenz zu bewältigen.“
Grundprinzip von Narrativ:
- Besteht aus mehreren Gliedern/Elemente
- Kausalkette (Anfang à Mitte à Ende)
- Bezugsorientiert (A à B à C, d.h. A führt zu B hin, welches zu C hinleitet)
- Kann auch abstrakt sein, muss keiner klassischen Figur folgen
- KEIN NARRATIV: eine „Nicht-Reduzierbarkeit“, 1 Element ist kein Narrativ
Das Narrativ wurde 1979 in Werk dem Werk „Das postmoderne Wissen“ des französische Philosoph Jean-François Lyotard zum ersten Mal verwendet. Hierbei sagt Lyotard, dass ein Narrativ eine Ordnung in vergangen Geschehnisse oder Zukunftsideen bringen kann, wodurch eine sinnstiftende vereinfachte Erzählung entsteht. Somit kann das Narrativ für jegliche Art von Struktur und Ordnungssystem verwendet werden. Beispiele finden sich hier auch in der Politik, zum Beispiel wurde nach der Unabhängigkeit Irlands die neue politische Identität in Form eines Narrativs, des keltischen, reinen und katholischen Volkes, ausgeführt. Jedoch muss man sich bei der Verwendung des Begriffs in der Politik über die Doppelsinnigkeit bewusst sein. Hierzu schreibt beispielsweise Matthias Heine in seinem Artikel in der Welt:
„Einerseits kann ein Narrativ etwas sein, ohne das
politische Formationen nicht zusammenhalten, andererseits kann es auch einen
Verblendungszusammenhang schaffen, der den Blick auf die Realität trübt.“
Bei einer Verwendung dieses Ausdrucks im künstlerischen
Bereich muss man sich somit dessen Bedeutung und Herkunft bewusst sein.
„Konzeptuelle Narrationen verbinden eigene und fremde,
faktische und fiktionale Geschichten und fungieren als Methode, Inhalte und
Formen in Werken und Prozessen zum Sprechen zu bringen.“ – Thomas Feuerstein
Quellen
https://www.duden.de/rechtschreibung/narrativ
http://www.tom-amarque.de/blog/2015/12/8/was-ist-ein-narrativ
https://frauenseiten.bremen.de/blog/was-ist-eigentlich-das-narrativ/
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article159450529/Hinz-und-Kunz-schwafeln-heutzutage-vom-Narrativ.html
http://www.myzel.net/Narration/feuerstein.html