Seit meinem letzten Eintrag ist nun eine Zeit verstrichen, aber dass ich nicht jeden meiner Schritte dokumentiere, bedeutet keinesfalls, dass ich keinen mache. In meinen wenigen unverplanten Minuten habe ich intensiv über die Richtung nachgedacht, in die ich mit meiner Masterarbeit gehen will. Der letzte Gedanke, den ich diesbezüglich verbal geteilt habe, war die Integration der Helsinki Bus Station Theory in eine empirische Studie an Kunstschaffenden.
Die Helsinki Bus Station Theory besagt, dass zu Beginn der Entwicklung einer Fähigkeit erst einmal kopiert wird. Babys kopieren ihre Eltern in nahezu allem, und Kunstschaffende kopieren die Werke und die Techniken anderer Kunstschaffender. In den ersten Stadien der Entwicklung bestimmter Fertigkeiten sind gewissermaßen alle auf dem selben Level. Eine Einzigartigkeit und ein eigener Stil entwickeln sich demzufolge oft erst nach Jahren der Ausübung einer Tätigkeit. Der finnisch-amerikanische Fotograf Arno Minkkinen gab diesem Phänomen den Namen Helsinki Bus Station Theory, weil er hierbei eine Analogie sah: Ein Busbahnhof in Helsinki ist Umschlagplatz für etliche Busse, aber für alle – unabhängig davon, welches Ziel sie haben – sind die ersten drei Stationen die gleichen. Das Wichtigste beim Erlernen einer Fertigkeit sei laut Minkkinen das Durchhaltevermögen, die stoische Gelassenheit, die es einem ermöglicht, nicht aufzugeben, auch wenn man nicht sofort einen eigenständigen Stil entwickelt. Man müsse nur lang genug „im Bus bleiben“, um diesen Effekt bemerken zu können.