Saskia Schmidt ist eine selbstständige Designerin, die sich auf Branding und Editorial Design spezialisiert hat. Ursprünglich stammt sie aus Deutschland und machte ihre Ausbildung zur Mediengestalterin dort. Um kreativer arbeiten zu können, wollte sie studieren und wurde an der FH Joanneum im Studiengang IND11 aufgenommen. Das Zitat „Ein guter Gestalter kennt die Regeln und setzt sie außer Kraft“ gewann erst später für sie an Bedeutung, da für sie zuerst Gestaltung vor allem nach Regeln ablief. Sie ist der Meinung, dass man Kreativität nicht lernen kann, aber wenn man wirklich will, jedes Projekt zu seinem eigenen machen kann. Das Studium half ihr dabei, herauszufinden, in welche Richtung es später gehen sollte. Vor allem eine Vorlesung zum Thema Branding und Markenbildung vom Grazer Studio EN GARDE hatte es ihr angetan und sie wusste, dass sie in Zukunft etwas in diese Richtung machen wollte.
Programmieren machte ihr hingegen keinen Spaß und deswegen schlitterte sie dann in IND12, was ihr aber wiederum ermöglichte, ein Praktikum zu machen, da sie nicht mehr so viel Unterricht hatte. Sie machte ihr Praktikum bei engarde und konnte dort das machen, was sie immer wollte und zwar frei zu arbeiten und denken und vor Beginn mit dem Projekt Moodboards zu gestalten. Dabei verspürte sie keinen Zeitdruck und dies war eine ganz neue Erfahrung für sie. Auch das Team fühlte sich familiär an, obwohl es aus ca. 30-40 Leuten bestand. Danach zog es sie nach Berlin und sie machte ein Praktikum bei studio grau und der dazugehörigen Buchbinderwerkstatt wednesday paper works. Generell gibt Saskia Schmidt den Tipp, bei der Auswahl der Agenturen für die man arbeiten möchte, nicht auf namhafte zu setzen, sondern auf die Sympathie. Man sollte auf sein Bauchgefühl hören. Saskia Schmidt arbeitete sehr gerne dort und das Besondere war, dass viele Projekte hausintern produziert werden konnten. Faszinierend war für sie auch, dass bei der Gestaltung eines Buchcovers meistens nur zwei A4-Seiten mit Inhaltszusammenfassung als Basis für die Covergestaltung für den Designer vorliegen und das Buch zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht fertig geschrieben sein muss. Durch die Arbeit bei studio grau kam sie auch zum Thema ihrer Bachelorarbeit: es ging dabei um das Branding und viele weitere Produkte für das Museum Friedland. Hier konnte sie ihre zwei Leidenschaften Design und Geschichte miteinander kombinieren.
Danach bekam sie ihren ersten Fixjob in Graz. Leider lief die Zusammenarbeit nicht so gut und sie reduzierte zunehmend ihre Stunden, damit sie zusätzlich noch bei einer anderen Agentur arbeiten konnte. Das stellte dann ihren Ausgleich zum anderen Job dar. Innerlich stellte sie sich die Frage, ob es eventuell Zeit wäre, sich selbstständig zu machen. Im Kopf hatte sie zu der Zeit ständig den Satz „Du kannst nicht auf alles scheißen und dich dann wundern wenn es stinkt“, den sie einmal beim Forward Festival gehört hatte. Wenn einen etwas die ganze Zeit beschäftigt und einem nicht mehr aus dem Kopf geht, dann sollte man etwas ändern. Sie kündigte schließlich und wollte sich wirklich selbstständig machen. Dann kam jedoch ein Projekt für eine Lichtfirma XAL bei EN GARDE dazwischen. Als dieses Projekt abgeschlossen war, kam überraschend ein Anruf aus Berlin von studio grau und sie wurde gefragt, ob sie Lust hatte, die Chefin für 4 Monate zu vertreten, da sie ein Kind bekam. Sie sagte prompt zu. Dieser Schritt brachte jedoch eine große Umstellung mit sich, da Saskia Schmidt nicht nur gestalten, sondern sich auch um die Mitarbeiter kümmern und Aufgaben passend verteilen musste. Nach dieser Zeit machte sie sich dann wirklich selbstständig und ist damit bis jetzt auch sehr glücklich.
Saskia Schmidt sagte auch noch, dass ihr Netzwerk Gold wert sei und ich finde, ihre berufliche Laufbahn spiegelt genau das wider. Auch wenn das Praktikum zu Ende war, kamen immer wieder Personen auf sie zu bzw. auch sie selbst ergriff die Initiative und fragte nach. Ich finde das sehr interessant und bin der Meinung, dass Arbeitgeber, wenn sie sehen, dass man gute Arbeit leistet und gut in das Team passt, auch immer wieder auf einen zurückkommen. Das ist bestimmt nicht in allen Fällen oder Branchen so, aber im Grafikdesign kann ich mir das gut vorstellen, da auch eine Zusammenarbeit für nur ein Projekt möglich ist und manchmal sehr spontan jemand gesucht wird. Ich bewundere Saskia Schmidt dafür, dass sie so flexibel und spontan war und eigentlich immer zwischen Graz und Berlin hin- und hergesprungen ist. Ich denke, manche Gelegenheiten kommen kein zweites Mal und man sollte die Chancen ergreifen, solange sie da sind. Außerdem hat mich die Lecture dazu angeregt, über meinen bisherigen beruflichen Werdegang zu reflektieren und zu überlegen, was ich in Zukunft machen möchte bzw. wo ich mich in ein paar Jahren sehe. Ich finde es super, dass wir AbsolventInnen-Lectures haben, da sie wirklich inspirieren und Motivation für das Studium geben.