REFLEXION I: Collaborating (A. KURY)
Der Vortrag von Frau Kury befasst sich mit dem Thema Zusammenarbeit im kulturellen Bereich und Kreativsektor. Hierbei liegt der Fokus darauf die Vorteile eines kollaborativen Workflows aufzuzeigen: wenn Leute aus verschiedenen Richtungen zusammenarbeiten, beispielsweise Wissenschaftler mit Künstlern, Designern, Kulturvermittlern und dem Publikum eines bestimmten Projektes, kommt es durch die verschiedenen Blickwinkel auf das bearbeitete Thema schnell zu einem Wissenstransfer, gegenseitige Bereicherung und zu Synergieeffekten. Die Vortragende hat diese Vorteile sehr schön dargestellt, indem sie verschiedene kollaborative Projekte vorgestellt hat. Besonders haben mir Projekte imponiert, die soziale Randgruppen oder das Publikum im Allgemeinen eingebunden haben.
Sehr beeindruckend finde ich beispielsweise die Arbeit des spanischen Design-Studios “La Casa de Carlota & Friends”, die im Rahmen des Vortrags vorgestellt wurde. Hier werden im Rahmen eines Inklusionskonzepts Menschen mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen als DesignerInnen angestellt, vernünftig bezahlt und als Motor für neue Ideen & Kreativität gesehen, anstatt als bedauernswerte Schicksale. Es ist wirklich inspirierend, wie man schon nur anhand des kurzen Image-Videos erkennen kann, dass beide Seiten – das Design-Studio, sowie die beschäftigten Menschen – voneinander und der Kooperation profitieren.
Natürlich müssen für fruchtbare Kooperationen und Kollaborationen gewisse Rahmenbedingungen erfüllt sein. Jedem Teammitglied muss klar sein, dass es keine ruhmreichen Alleingänge und Ego-Trips geben kann, denn gemeinsames kreativ Sein bedeutet auch gemeinsame AutorInnenschaft. Außerdem muss miteinander an einer gemeinsamen Vision gearbeitet werden und nicht gegeneinander oder aneinander vorbei. Dies bedeutet auch einen stärkeren Fokus auf Kommunikation untereinander im Team und es muss dabei durchgehend auf die Balance aller verschiedener Interessen gedachtet werden, damit Kollaboration zum Erfolg wird. Gelingt dies, ist der Mehraufwand, so Kury, aber oft auch ein Garant für sich potenzierende Qualität im Ergebnis.
REFLEXION II: Playdisplay (A. SUDARIKOV)
Herr Sudarikov, Mitglied des Design-Studios Playdisplay in Moskau, hat in seinem Vortrag von einigen Projekten erzählt, die Playdisplay in den letzten Jahren durchgeführt hat. Hierbei hat er sich vor allem auf Praxisberichte konzentriert, um einen Einblick in die Durchführung von größeren Design-Projekten zu gewähren. Fokussiert hat er sich vor allem auf 3 Projekte. Erstens 2 interaktive Messe-Stände für Ausstellungen im Flughafen Changi in Singapur, und zweitens, eine Info-Animation auf einer 360°(?) Panorama-Leinwand für ein Museum in Wolgograd. Für den ersten Messestand hat Playdisplay einen interaktiven Stand entworfen, an dem man auf Papier Kontur-Muster von Flugzeugen ausmalen konnte, die daraufhin als 3D-Modell in AR und auf Bildschirme übertragen wurden und den ganzen Tag in der Nähe des Standes herumflogen. So konnten Besucher ihre eigenen Flugzeuge mit Farbe versehen und das “Schönste” gewann einen Preis. Das Folgeprojekt einige Jahre später war ein Spiel, dass man mit Hilfe eines Trampolins steuert: Man hüpft durch die virtuelle Entsprechung des Flughafens und muss dabei innerhalb einer kurzen Zeitspanne Schmetterlinge einfangen. Das Projekt in Wolgograd schließlich war der Versuch, die wechselhafte Geschichte der Stadt während des zweiten Weltkriegs ansprechend und unterhaltsam aufzubereiten, um auch jüngeres Publikum in das Museum zu locken.
Für mich waren vor allem die Details und Anekdoten aus der Praxis interessant. So wurde sehr anschaulich beschrieben, dass man oft nicht einfach als Design-Team engagiert wird, sondern sich viele Projekte als Folgeprojekte von anderen Projekten ergeben: So gab es beispielsweise schon eine einfache Vorform des Flugzeug-“Design-Tools” in einer Ausstellung in Chicago, die die Verantwortlichen in Singapur auf Playdisplay aufmerksam werden ließ. Auch das Trampolinspiel hatte einen Vorfahren auf einer Ausstellung/einem Event in Russland und wurde für den Changi Flughafen nur adaptiert/verbessert. Auch wurde sehr anschaulich, wie wichtig es ist, Prototypen in möglichst realitätsnahen Szenarien zu testen: So hat Sudarikov von einem Fehler erzählt, der beim Trampolin spiel wegen einer Überlastung des Bluetooth-Netzwerkes kurz vor Beginn der Ausstellung auftrat, obwohl beim Testen alles einwandfrei funktionierte, und der beinahe das Aus für das Projekt bedeutete. Ein weiterer wichtiger Aspekt der mir durch den Vortrag klar geworden ist, ist der sinnvolle und sparsame Umgang mit den finanziellen Ressourcen. So konnte sich das Museum in Wolgograd keine animierten Kampfszenen aus dem 2. Weltkrieg mit einzelnen Soldaten in Nahaufnahme leisten, da der Aufwand zu groß geworden wäre. Deshalb konzentrierten sich Playdisplay auf die realistische Darstellung der Umgebung, Gebäude, Autos und Straßenzüge, sowie Spezialeffekte, beispielsweise Lichteffekte auf den Oberflächen und Schussbahnen von Projektilen im Standbild, um trotzdem einen fesselnden Eindruck in Computerspiel-Ästhetik beim angesprochenen jungen Publikum zu hinterlassen. Es geht also immer darum, das Beste aus seinen vorhandenen Möglichkeiten zu machen.
Insgesamt finde ich solche Berichte aus der Praxis sehr spannend, da sie einen lebendigen Einblick in das Schaffen als Designer bieten. So wird einem das Berufsfeld noch klarer, und man kann sich Fehlerquellen und Erfahrungen aus erster Hand anhören, die hoffentlich in Zukunft gewinnbringend für einen selbst einsetzbar sind.
REFLEXION III: Work Work Balance (S.SCHMIDT)
Die Vortragende hat ihre Vorlesung dafür genutzt aufzuzeigen, welche Stationen sie durchlaufen hat, bevor sie ihre angestrebte Selbstständigkeit erreicht hat. Sie hat dabei bei ihrer ersten Ausbildung in der Kreativbranche als MediengestalterIn in Remscheidt (?) begonnen und ließ einen detaillierten Einblick in ihren Werdegang zu. Dieser führte sie von der MediengestalterIn-Ausbildung über ihr Studium an der FH Joanneum und Praktika bei verschiedenen Agenturen in Berlin und Graz zum heutigen Punkt in ihrem Schaffen, wo sie gerade als Selbstständige Designerin Fuß fasst.
Ich fand den Vortrag besonders informativ, denn an diesem Beispiel kann man gut erkennen, dass man sich von dem Gedanken verabschieden kann, ein Ziel vor Augen zu haben und dieses dann ohne Umwege oder Zwischenstationen erreichen zu können. Die Vortragende hat auftretende Probleme in ihrem Werdegang sehr schön geschildert. Diese geschehen nicht nur während der Ausbildung (finden der Richtigen Ausbildung, Ergattern von Studienplätzen etc.) sondern darüber hinaus eben auch in der Berufswelt. So gingen ihrer Selbstständigkeit diverse Praktika und Anstellungen bei verschiedenen Agenturen voraus, manchmal in einem Bereich in dem sie gern arbeitete, manchmal in eher schwierigeren Team-Situationen mit divergierenden Vorstellungen/Visionen.
Ich denke, die entscheidende Botschaft dieses Vortrags ist für mich, dass ganz klar hervorgeht, dass es keinen Nachteil bedeutet, nicht sofort sein Ziel zu erreichen, sondern Zwischenschritte bewusst zuzulassen auch im Nachhinein eine große Bereicherung darstellen kann. So hatte die Vortragende zwar stets das Ziel Selbstständige zu werden, wurde aber stets von anderen Dingen davon scheinbar “abgehalten”. Aber gerade dadurch, dass sie zunächst viele Praktika absolvierte und als MitarbeiterIn in Agenturen tätig war, konnte sie viel praktische Expertise und Erfahrungen sammeln. Was vielleicht jedoch noch wichtiger ist: mit jedem erfolgreichen Projekt in verschiedenen Teams lernte sie mehr verschiedene andere DesignerInnen kennen, lernte mit ihnen zu arbeiten und ihre Ansichten und Stärken kennen. So baut sich zwangsläufig ein Netzwerk auf, auf dass sie jetzt zurückgreifen kann und dass ihr Kontakte und immer neue Projekte bietet. So ist beispielsweise ihr nächstes und bisher größtes Projekt eine Kooperation mit einem Berliner Studio, für das sie in der Vergangenheit Projekte realisierte: das Designen von Aspekten des geplanten größten Gebäudes Hamburgs, des Elb-Towers.