Heimat als versöhnliches Motiv in der Musik

Der Heimatbegriff als Kommunikationsmittel

Hedwiga Mateescu befasst sich in ihrer Abschlussarbeit mit dem musikkulturellen Selbstverständnis der tschechischen Musikpädagogik – und erzählt von dem Aufeinandertreffen mit tschechischen Studenten – für diese war Singen alter tschechischer Volkslieder auf einem abendlichen Fest in Deutschland völlig normal; sie gedenken so ihrer Heimat. Dies stellte Mateescu in Kontrast zu deutschen Gleichaltrigen, für diese das Singen alter Volksweisen wohl eher befremdlich wirke. Gründe dafür seien der Autorin zufolge die trivialisierende Verknüpfung von Heimatgefühl und Schlager sowie die negative Konnotation mit den früheren erzieherischen Wirkungen des deutschen Volksliedes. Dass die Auseinandersetzung mit Musik aus der Heimat wieder größeres Interesse erfährt, könnte man aus folgenden Beispielen lesen: So berichtet das Magazin stadlpost.at von einer 15-köpfigen Formation, die unter dem Namen „Banda Comunale“ seit 2001 Musik mit Einflüssen unterschiedlichster Kulturkreise und somit Heimaten macht. Die Mitglieder stammen aus Syrien, Iran, Burkina Faso etc. Die Band setzt sich für das „Fremde“ ein und initiiert Projekte (u.a. Instrumentenbau-Workshops), die junge Menschen Länder und deren Heimatmusik näher bringt. Heimat wird gezielt zur Kommunikation einer Willkommenskultur eingesetzt.

Ebenso erwähnt wird die Kunstuniversität Graz mit dem Studiengang Volksmusik. In Bezug auf Graz möchte ich auf die hiesigen jungen Musikerkreise eingehen, in denen Volksmusik als Basis für moderne Kompositionen dient. Für diese Formationen wird der Begriff Heimat zu einem Kommunikationsmittel. Die hier entstehende Musik zieht Inspiration jedoch nicht nur aus der Volkskultur der Alpenländer, sondern aus der ganz andere Regionen – Heimatmusik bedeutet hiermit nicht nur die der eigenen Heimat, sondern sieht das für uns Fremde als gleichwertig, bereichernd an. Weltmusik.

Instrumente, die in unseren Kreisen stark mit Tradition und Heimat verbunden werden, finden sich jedoch in weiteren Kulturkreisen wieder. Handzuginstrumente wie Harmonika und Akkordeon, aber auch die Zither, die beispielsweise in China eine weite Verbreitung hat.

Im einem Beitrag auf deutschlandfunkkultur.de von Carsten Beyer beschreibt der Journalist und Musiker Wolfgang Meyerling eine Seite der Heimat, die manchen erst auf den zweiten Blick bewusst werden möge:

„Es gibt diesen schönen Spruch, ‚Tradition in Sachen Volksmusik bedeutet auch, die schönsten Stücke von seinen Nachbarn klauen und sie zu seinen eigenen machen‘, also sie einzuverleiben und sie auf die eigene Art zu interpretieren. Das ist etwas, das Volksmusik und Heimat miteinander verbindet, dass man Sachen integriert, dass man sich dessen immer bewusst ist, was das eigene Erbe und was auch die eigene Heimat ist. Und das ist im Prinzip in den letzten fünfhundert Jahren auch in Deutschland immer wieder praktiziert worden.“

https://www.nmz.de/artikel/heimat-ein-thema-fuer-den-musikunterricht

https://www.stadlpost.at/heimatmusik-verbindet-menschen-heute-so-stark-wie-nie-zuvor/

https://www.deutschlandfunkkultur.de/heimatbegriff-und-die-musik-volksmusik-heisst-immer-auch.2177.de.html?dram:article_id=410841