Astrid Kury beginnt ihre Präsentation mit der Frage danach, was ein kollektives interdisziplinäres Umfeld, innerhalb dessen man zur aktiven Teilnahme motiviert wird, ausmacht, und sie kommt dabei zu dem Schluss, dass die Zusammenarbeit mit Anderen in einer demokratischen Gesellschaft auf schnellere Weise zu einzigartigen Ideen und zum perfekten Verhältnis von Form und Inhalt führt und auch sozialen Zusammenhalt und gleichwertige Zugänge ermöglicht.
Als Kulturwissenschaftlerin und Direktorin der Akademie Graz war sie im Zuge ihres Werdegangs stets mit den Herausforderungen konfrontiert, die interdisziplinäre Arbeit mit sich bringt – bis alle verstanden, was jemand aus einer speziellen Fachrichtung meinte, dauerte es einige Zeit. Eine gemeinhin verständliche Ausdrucksweise zu finden, war schwierig, da jede/r für sich im Rahmen ihrer/seiner Disziplin und anhand des eigenen Vorwissens ein Verständnis des jeweiligen Themengebiets hatte. Hierbei fiel das Beispiel der Moderne. Nachdem diese Hürde gemeistert war, entwickelte sich die gemeinschaftliche Arbeit zu einem Selbstläufer, viele neue Erkenntnisse entstanden durch die Vernetzung der unterschiedlichen Disziplinen und der Prozess bot immer mehr Raum für Kreativität.
Die Frage, ob wir mit Experten anderer Fächer in Dialog zu treten und zusammenarbeiten wollen, setzt sie gleich mit der Frage danach, in welcher Welt wir lieber leben wollen – eine egoistische, kompetitive oder eine freigiebige, in der das Teilen von Ideen im besten Fall zum gemeinsamen Erfolg und einer guten Sache führt. Ich stimme ihr zu, allerdings mit der Einschränkung, dass es selbstverständlich auch zu Konflikten führen kann, vor allem, da es bei einem Zusammentreffen vieler unterschiedlicher Personen mit unterschiedlicher Vorbildung oftmals zu interpersonellen Reibereien kommen kann, vor allem, da es sich dabei nicht um organische Begegnungen handelt.
Was ich sehr spannend an ihrem kollaborativen Ansatz finde, ist dass Projekte umgesetzt werden können, die für eine einzelne Person extrem zeitintensiv und herausfordernd wären. Unterschiedliche Zugänge zu einem bestimmten Thema können ein stimmigeres Bild zeichnen, genauso wie gesammelte Daten sich mit ihrer Zunahme immer stärker einer Normalverteilung annähern. „Arm in Österreich“ fand ich besonders interessant, da es ein Thema ist, das ich im Zuge meines Bachelorstudiums intensiv behandelt habe. Der Kontrast zwischen den prunkvollen Räumen und der Erkenntnisse der „Stimmen aus dem Off“ ist wunderbar radikal.
Was mir persönlich auch sehr zusagt, ist Astrids Einstellung dazu, dass jeder Mensch einen kreativen Beitrag zu einer Sache leisten kann. Sie ermutigt Personen dazu, sich dessen bewusst zu werden und ebenjenen Beitrag freigiebig beizusteuern. Sie hält es für einfacher, innovative Ideen zu generieren, wenn mehrere Gehirne an deren Entwicklung beteiligt sind. Der Vorteil von Zusammenarbeit zeichnet sich demzufolge dadurch aus, dass es gegenseitigen Austausch gibt, sie Kohärenz in die Komplexität bringt und sie davon profitiert, Ideen und Wissen auszutauschen.