Bewertung einer externen Masterarbeit

Paul Renner and Futura: The effects of culture , technology and social continuity on the design of type for printing

Autor: Charles Leonard

Ort: Georgia State University

Jahr: Dezember 2005

Gestaltungshöhe

Die vorliegende Arbeit befasst sich in erster Linie mit den historischen, gesellschaftlichen und technologischen Hintergründen der Entstehung der Schriftart Futura, weshalb hierbei der Fokus auf dem Inhalt liegt und die Gestaltung sich am Standardformat für wissenschaftliche Publikationen orientiert. 

Innovationsgrad

In Anbetracht der Tatsache, dass es sich hierbei eben um eine reine Aufarbeitung der Thematik unter Zuhilfenahme zahlreicher historischer und typografischer Standardwerke handelt, wirkt der Innovationsgrad der Arbeit eher gering. Das Einbeziehen unterschiedlicher Faktoren erscheint logisch und zwingend erforderlich (und wird so auch von einer Masterarbeit verlangt), weshalb auch aus dieser Perspektive keine nennenswerte Innovation vorzuliegen scheint. 

Selbstständigkeit

Im Zuge meiner Recherchen sind mir ähnliche Arbeiten über andere Typefaces begegnet, weshalb ich auch hier keine besonders hohe Punktzahl vergeben würde. Was dem Autor allerdings hoch anzurechnen ist, ist die gelungene Zusammenfassung und Gliederung des Wissens aus nahezu 6 Seiten (in 12-Punkt-Schrift) zitierter und konsultierter Literatur. 

Gliederung und Struktur

Die Arbeit gliedert sich in fünf auf einander aufbauende Kapitel, wobei sich die ersten beiden Kapitel der Abbildung der geschichtlichen Gegebenheiten und Entwicklungen des frühen 20. Jahrhunderts und der darauf basierenden Formgebung widmen, während die darauffolgenden Kapitel sich ausdrücklich mit dem Schriftdesign und anderen visuellen Gestaltungselementen befassen. Visuelle und verbale Vergleiche der Proportionen unterschiedlicher Typefaces ergänzen Leonards Ausführungen und verdeutlichen seine Position. Obwohl ich persönlich keine Freundin der extrem ausufernden Fußnotenanmerkungen bin, ist mir hier die Positionierung der Notizen am Ende des jeweiligen Kapitels negativ aufgefallen. Besonders in Bezug auf die deutschsprachigen Zitate und Fachtermini kann dies für das Textverständnis der englischsprachigen Arbeit sowie für die Bereitschaft, die gesamte Arbeit zu lesen, hinderlich sein.

Kommunikationsgrad

Grundsätzlich wurde sowohl die Absicht als auch das Ergebnis der Masterarbeit nachvollziehbar argumentiert und kommuniziert. An einigen Stellen hätte ich mir als Kritikerin (nicht als Leserin, da der Konnex implizit durchaus vorhanden war) eindeutigere Überleitungen oder Schlüsse gewünscht, um die Gedanken auch explizit besser verknüpfen zu können.

Umfang der Arbeit

Der Gesamtumfang der Arbeit beträgt 152 Seiten – inklusive Literatur-, Tabellen- und Abbildungsverzeichnis. Der inhaltliche Umfang scheint jedoch enorm zu sein. Viele gesellschaftliche, politische und kunsthistorische Fakten und Voraussetzungen, die der Gestaltung der Futura zugrundeliegen, wurden erörtert, verbunden und analysiert. 

Orthographie sowie Sorgfalt und Genauigkeit

Bezüglich der Orthographie möchte ich mich mit meinem Urteil zurückhalten, zumal die behandelte Arbeit in einer Fremdsprache verfasst ist und ich mit den formellen Anforderungen nicht in einem entsprechenden Maß vertraut bin, das eine Bewertung auf hohem Niveau rechtfertigen könnte. Stellenweise bietet die Arbeit einen angenehmen Lesefluss, oftmals sind die Sätze wiederum sehr kurz, wirken nahezu wie eine kindliche Auflistung von Ereignissen. Interessant ist auch die Tatsache, dass im Zuge der Arbeit einige deutschsprachige Zitate nicht ausreichend wortwörtlich ins Englische übersetzt wurden, was für eine/n LeserIn ohne deutschsprachigen Hintergrund durchaus unschlüssig wirken kann. 

Literatur

In der Natur der theoretischen Arbeit liegt deren Aufbau auf bereits vorhandenem Wissen, weshalb der Autor sich hier einer großen Anzahl (kunst-)historischer und typografie-bezogener Literatur bedient und sich mit ebenjener inhaltlich und gestalterisch auseinandersetzt. Was mir zuvor noch nie begegnet ist, war die Auflistung zusätzlicher „Works consulted“. Diese werden nicht wörtlich oder paraphrasiert zitiert, sondern dürften lediglich der Kontextualisierung und der (chronologischen) Verortung der bearbeiteten Inhalte gedient haben.

IDD — overall comments

First of all, I would like to say that the form in which the course was held appealed to me very much. Not only is it possible to repeat interesting passages more often this way, it also gives you the flexibility to carefully pick the content you want to focus on.

There were so many different topics, but the one thing that connects all of them is mindfulness. You really have to get to the root of something to fully understand a problem and how it can be solved in the best way possible. This means you have to be willing to do your research before you can get to the point of actively working on a solution. A nice little anecdote that points to this kind of troubleshooting was when Andrey Sudarikov told us about the problem he had with the internet connection that had worked before but didn’t anymore, when there were many people at the exhibition who had their phone wifi turned on. Sometimes the solutions are obvious, sometimes you have to consult experts. Vanity doesn’t help a problem solving process at all — it’s about the realization whether you can do a task alone or if you need help. In many cases, interdisciplinary approaches may add great value to the process, as Astrid Kury ans Anastasia Lesjak suggested. 

What I personally liked a lot is that sustainability was mentioned very often throughout various lectures, for example when Burçin Cem Arabacıoglu talked about the importance of sustainability within urban planning. Ursula Tischner also mentioned sustainable design, which should not only be an attractive option for the designer, but also needs to be accepted and recognized by the users. Sylwia Ulicka wants designers to question societies and and the values of the world they’re living in. Everything is relative, as we know. 

I also liked Florian Doppel-Prix’ approach to focus on the concept and not going for the easiest option. Everything is manageable.

Wolfgang Schlag’s lecture about radio work told us about the impact of the medium on people’s perception of social and political issues. 

Stay on the Bus!

Seit meinem letzten Eintrag ist nun eine Zeit verstrichen, aber dass ich nicht jeden meiner Schritte dokumentiere, bedeutet keinesfalls, dass ich keinen mache. In meinen wenigen unverplanten Minuten habe ich intensiv über die Richtung nachgedacht, in die ich mit meiner Masterarbeit gehen will. Der letzte Gedanke, den ich diesbezüglich verbal geteilt habe, war die Integration der Helsinki Bus Station Theory in eine empirische Studie an Kunstschaffenden. 

Die Helsinki Bus Station Theory besagt, dass zu Beginn der Entwicklung einer Fähigkeit erst einmal kopiert wird. Babys kopieren ihre Eltern in nahezu allem, und Kunstschaffende kopieren die Werke und die Techniken anderer Kunstschaffender. In den ersten Stadien der Entwicklung bestimmter Fertigkeiten sind gewissermaßen alle auf dem selben Level. Eine Einzigartigkeit und ein eigener Stil entwickeln sich demzufolge oft erst nach Jahren der Ausübung einer Tätigkeit. Der finnisch-amerikanische Fotograf Arno Minkkinen gab diesem Phänomen den Namen Helsinki Bus Station Theory, weil er hierbei eine Analogie sah: Ein Busbahnhof in Helsinki ist Umschlagplatz für etliche Busse, aber für alle – unabhängig davon, welches Ziel sie haben – sind die ersten drei Stationen die gleichen. Das Wichtigste beim Erlernen einer Fertigkeit sei laut Minkkinen das Durchhaltevermögen, die stoische Gelassenheit, die es einem ermöglicht, nicht aufzugeben, auch wenn man nicht sofort einen eigenständigen Stil entwickelt. Man müsse nur lang genug „im Bus bleiben“, um diesen Effekt bemerken zu können. 

Lecture #7 Astrid Kury

Astrid Kury beginnt ihre Präsentation mit der Frage danach, was ein kollektives interdisziplinäres Umfeld, innerhalb dessen man zur aktiven Teilnahme motiviert wird, ausmacht, und sie kommt dabei zu dem Schluss, dass die Zusammenarbeit mit Anderen in einer demokratischen Gesellschaft auf schnellere Weise zu einzigartigen Ideen und zum perfekten Verhältnis von Form und Inhalt führt und auch sozialen Zusammenhalt und gleichwertige Zugänge ermöglicht.

Als Kulturwissenschaftlerin und Direktorin der Akademie Graz war sie im Zuge ihres Werdegangs stets mit den Herausforderungen konfrontiert, die interdisziplinäre Arbeit mit sich bringt – bis alle verstanden, was jemand aus einer speziellen Fachrichtung meinte, dauerte es einige Zeit. Eine gemeinhin verständliche Ausdrucksweise zu finden, war schwierig, da jede/r für sich im Rahmen ihrer/seiner Disziplin und anhand des eigenen Vorwissens ein Verständnis des jeweiligen Themengebiets hatte. Hierbei fiel das Beispiel der Moderne. Nachdem diese Hürde gemeistert war, entwickelte sich die gemeinschaftliche Arbeit zu einem Selbstläufer, viele neue Erkenntnisse entstanden durch die Vernetzung der unterschiedlichen Disziplinen und der Prozess bot immer mehr Raum für Kreativität.

Die Frage, ob wir mit Experten anderer Fächer in Dialog zu treten und zusammenarbeiten wollen, setzt sie gleich mit der Frage danach, in welcher Welt wir lieber leben wollen – eine egoistische, kompetitive oder eine freigiebige, in der das Teilen von Ideen im besten Fall zum gemeinsamen Erfolg und einer guten Sache führt. Ich stimme ihr zu, allerdings mit der Einschränkung, dass es selbstverständlich auch zu Konflikten führen kann, vor allem, da es bei einem Zusammentreffen vieler unterschiedlicher Personen mit unterschiedlicher Vorbildung oftmals zu interpersonellen Reibereien kommen kann, vor allem, da es sich dabei nicht um organische Begegnungen handelt.

Was ich sehr spannend an ihrem kollaborativen Ansatz finde, ist dass Projekte umgesetzt werden können, die für eine einzelne Person extrem zeitintensiv und herausfordernd wären. Unterschiedliche Zugänge zu einem bestimmten Thema können ein stimmigeres Bild zeichnen, genauso wie gesammelte Daten sich mit ihrer Zunahme immer stärker einer Normalverteilung annähern. „Arm in Österreich“ fand ich besonders interessant, da es ein Thema ist, das ich im Zuge meines Bachelorstudiums intensiv behandelt habe. Der Kontrast zwischen den prunkvollen Räumen und der Erkenntnisse der „Stimmen aus dem Off“ ist wunderbar radikal. 

Was mir persönlich auch sehr zusagt, ist Astrids Einstellung dazu, dass jeder Mensch einen kreativen Beitrag zu einer Sache leisten kann. Sie ermutigt Personen dazu, sich dessen bewusst zu werden und ebenjenen Beitrag freigiebig beizusteuern. Sie hält es für einfacher, innovative Ideen zu generieren, wenn mehrere Gehirne an deren Entwicklung beteiligt sind. Der Vorteil von Zusammenarbeit zeichnet sich demzufolge dadurch aus, dass es gegenseitigen Austausch gibt, sie Kohärenz in die Komplexität bringt und sie davon profitiert, Ideen und Wissen auszutauschen.

Lecture #8 13&9 und INNOCAD

Bei 13&9 DESIGN und INNOCAD ARCHITECTURE, die von Anastasia und Martin Lesjak geführt werden, handelt es sich um transdisziplinäre Gemeinschaften, im Zuge derer es in erster Linie um die Erzeugung von Atmosphäre geht. Hierbei werden die einzelnen Elemente kombiniert, um Stimmungen zu erzeugen. Im Fokus stehen hierbei Architektur, Interior Design, Product Design und Sound Design. Besonders hervorzuheben ist auch die eigene Research-Abteilung, die dabei unterstützt, ganzheitliche Lösungen anzubieten, die auf die Bedürfnisse der Auftraggebenden maßgeschneidert werden. Das Golden Nugget, ihre Homebase, ist architektonisch sehr auffällig und so Manche/r wird sich im Vorbeigehen schon gefragt haben, was dahintersteckt. 13&9 ist ein international agierendes Produktdesignstudio, das von Anastasia geführt wird und bereits einige Auszeichnungen erfahren durfte. Sie macht die konsequente Umsetzung der umfassenden Ideen und den Fokus auf Qualität gepaart mit einem ausgeprägten Nachhaltigkeitsgedanken für den Erfolg des Kollektivs verantwortlich. 

Die Basis für das Schaffen Anastasias und Martins bildet eine spezielle Philosophie, die die Bezeichnung „NEW HOLISM“ trägt. Dieser „Neue Holismus“ beschreibt den Ansatz des kreativen Prozesses. Er basiert auf acht Design-Strategien, die ihre Absichten abbilden und richtungsweisend für alle Entscheidungen hinsichtlich des Human-Centered-Designs fungieren. 

Solar Innovation Center – visible spectrum of life

Dabei handelt es sich um ein helix-förmiges Gebäude mit einem quadratischen Grundriss, der nach oben hin abnimmt. Die grundlegende Idee dahinter war das Erlebbarmachen des Lichtfarbspiels. Ein beweglicher Parabolspiegel außerhalb des Gebäudes soll sich mit der Sonne mitbewegen und das Sonnenlicht immer an die Spitze des Turmes projizieren, wo es dann in das zentrale Atrium des Gebäudes umgeleitet wird. Zusätzlich wird hier in Verbindung mit einem Chandelier und den Fensterflächen mit Folien gearbeitet, die unterschiedliche Farbeffekte erzeugen. Zudem wurde ein eigenes Soundkonzept erstellt, um die direkte Verbindung zwischen Farb- und Klangfrequenzen zu verdeutlichen. Warme Farben haben tiefe Frequenzen, kühle hohe.

Sensoren am Gebäude werden mit einem Musikprogramm verbunden und geben die Frequenzen weiter, was in weiterer Folge die Töne erzeugt. Die Bewegung des Chandeliers erfolgt aufgrund der von der Sonne erzeugten Wärme und bietet so ein farbenprächtiges Lichtspiel, das von den Frequenzklängen des Sonnenlichts begleitet wird.

Weiters stellen die beiden einige weitere Projekte vor, die ihren holistischen Ansatz verdeutlichen, darunter auch das Design des Golden Nuggets, das seinen Namen nicht nur der Fassade verdankt, sondern auch dem Goldenen Schnitt, der in der Architektur das Bauwerks ein Grundelement darstellt.

Ein holistischer Ansatz ist immer gut, ich war noch nie eine Freundin der stark voneinander abgegrenzten Disziplinen. Das Bewusstsein dafür, dass alles miteinander verbunden ist, und Änderungen einer Variablen Auswirkungen auf viele andere haben können, bildet die Basis für ein Verständnis unserer Lebenswelt. 

Lecture #2 Saskia Schmidt

Neun Schritte in die Selbstständigkeit

Nachdem Saskia ihre Ausbildung als Mediengestalterin in einer konservativen Agentur in Remscheid absolviert hatte, verspürte sie den Drang, ihre Kenntnisse zu vertiefen und auch Einblicke ins kreative Geschehen zu gewinnen. 

“Ein guter Gestalter kennt die Regeln und setzt sie außer Kraft. “

Saskia spricht davon, diesen Ausspruch zur Zeit ihrer Ausbildung nicht vollkommen verstanden zu haben. Für sie waren aufgrund ihrer Vorerfahrung in einer Agentur, in der schlicht Kundenwünsche erfüllt wurden, Strukturen und Regeln von großer Bedeutung in der Gestaltung. Die Motivation, zu studieren, basierte auf dem Wunsch danach, auch kreativ tätig zu werden. Nach einigen Absagen in ihrem Heimatland zog Saskia eine Bewerbung in den Niederlanden und in Österreich in Betracht und wurde an der FH Joanneum schließlich angenommen, wo ihr recht bald klar wurde, dass Kreativität zwar nicht erlernbar sei, aber es dennoch möglich ist, jedes Projekt so zu interpretieren, wie man es möchte, und es auf diese Art zu seinem eigenen zu machen. 

Vorlesungen dienten Saskia als Reflexionsanregung, eine spezielle Lehrveranstaltung ist ihr hierbei besonders im Gedächtnis geblieben: Branding und Markenbildung. Der Vortragende war für EnGarde tätig, wo sie ein Praktikum absolvierte, das sich auch dadurch ergeben hat, dass sie ein Fach wiederholen musste. EnGarde hat sie damals als außergewöhnlich und richtungsweisend wahrgenommen, quasi als den „Hippie“ unter den Agenturen.

Darauf folgte ein Praktikum bei studio grau. Saskia gibt die Empfehlung, nicht nach der prestigeträchtigsten Agentur zu streben, sondern eine zu finden, die mit den eigenen Wertvorstellungen einhergeht und die für einen selbst sympathisch wirkt. 

Ein Vorteil an der Arbeit in kleinen Studios sei die Möglichkeit, auch innerhalb eines Praktikums größere Aufträge eigenständig bearbeiten zu dürfen. Auch ihre Bachelorarbeit ist im Zuge des Praktikums entstanden. Unter Anderem hat Saskia hier ein Leitsystem für ein Museum erstellt, das noch immer in Verwendung ist.

Der Wunsch, sich selbstständig zu machen, keimte bereits nach dem Abschluss ihres Bachelorstudium auf, allerdings kam die Arbeit in unterschiedlichen Agenturen dann doch dazwischen, darunter auch ein Projekt für EnGarde und eine Rückkehr zu studio grau, wo sie vier Monate als Karenzvertretung für ihre frühere Chefin einsprang.

Nach dieser Erfahrung und vielen Projekten in unterschiedlichen Disziplinen wagte sie schließlich den Schritt in die Selbsständigkeit, im Zuge derer Saskia mit einigen Agenturen kooperiert, zu denen die Bande bereits während ihrer Studienzeit geknüpft wurden. 

Ich persönlich finde Saskias Zugang sehr pragmatisch und daher logisch konsistent. Auch nach dem Abschluss des Studiums mit Agenturen in Kontakt zu bleiben, die die eigene Arbeit stark geprägt haben, öffnet einem Türen, die zu weiteren Aufträgen und zu größerer Bekanntheit führen. Auch bewundere ich ihre sympathisch-naive Bereitschaft, Herausforderungen und Angebote anzunehmen und sich im Zuge der Tätigkeiten weiterzuentwickeln. 

EYA – European Youth Awards 2019

Im Zuge der Veranstaltung am 28.11.2019 wurden die Gewinner-Projekte der European Youth Awards vorgestellt. Alle Projekte hatten gute Intentionen, sind mehr oder minder nachhaltig und zeugen von motivierten jungen Menschen, die etwas verändern wollen, das für sie ein Problem darstellt.

Ich bin ja eher ein skeptischer Mensch, und obwohl ich es prinzipiell gut finde, Menschen in ihrem Bestreben, von ihnen definierte Probleme zu lösen, zu bestärken, frage ich mich generell bei vielen Start-ups und Produkten, ob es wirklich wirtschaftlich und logisch sinnvoll ist, diese voranzutreiben. Bei den EYA gab es nur wenige Projekte, die ich persönlich nicht so besonders zukunftsträchtig fand, was bei den meisten auch sehr schade ist, weil die Idee dahinter eigentlich gut ist. Derartige Events habe ich immer für reine Selbstbeweihräucherung gehalten, durfte aber im Zuge der EYA die Erfahrung machen, dass es durchaus inspirierend sein kann, sich mit den Ideen und Problemen junger Menschen mit unterschiedlichen Herangehensweisen und Problemlösungsansätzen auseinanderzusetzen. Zudem ist es vielleicht sogar zielführend und motivierend, Erfolge als solche anzuerkennen und diese zu feiern.

Die am besten durchorganisierte Präsentation war wohl die von social bnb. Angefangen bei den abgestimmten Outfits der GründerInnen bis über die Choreografie bis hin zur klassischen Poetry-Slam/Pitch-Intonation hatte hierbei alles Hand und Fuß. Das Problem, das hinter der Erfindung steht, ist ein reales und schwerwiegendes. Menschen beuten ihre Umgebung aus – das war schon immer so. Viele weisen mittlerweile aber schon ein Bewusstsein für ihren ökologischen Fußabdruck auf. Das Vorhaben von social bnb ist bewundernswert, wenngleich die Zielgruppe für diese Art von Reiseerlebnis im Verhältnis zum Massentourismus sehr gering sein dürfte. Aber besser ist es, irgendwas zu machen als gar nichts.

Trotz der Tatsache, dass ich nie ein einziges Harry-Potter-Buch gelesen habe, fand ich die Anspielung im Zuge der Aivy-Präsentation gut durchdacht und lustig. Neben der Notwendigkeit, Inklusion zu fördern und medizinisch-technologischen Fortschritt zu leisten, wie es sich andere Teilnehmer der EYA zum Ziel gesetzt haben, ist für eine langfristige gesellschaftliche Entwicklung das Individuum und dessen berufliche Zukunft entscheidend. Gerade in der heutigen Zeit, in der vermehrt die Zerrissenheit zwischen persönlichen Interessen und der Aussicht auf Kapital verzeichnet wird, ist es von enormer Wichtigkeit, sich rechtzeitig mit der Berufswahl zu befassen. Die ErfinderInnen von Aivy nehmen sich dieses Problems, das viele Jugendliche haben, und der Kosten, die bei falscher Berufswahl für die Gesellschaften entstehen können, an und versucht auf spielerische Weise, die individuellen Fähigkeiten mittels erprobter Algorithmen zu extrahieren.

Die zwei erwähnten Projekte finde ich langfristig auch am nachhaltigsten. Hinter Forest and Climate steht eine fantastische Idee, ich denke aber, dass das Projekt noch in seinen Kinderschuhen steckt und für die EYA eigentlich zu wenig ausgereift war. 

Eingrenzen

Schön langsam kristallisieren sich aus den gefühlten 1000 Ideen einige heraus, mit denen ich mich gerne intensiver befassen möchte. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, zum Thema Künstler vs. Designer – der Unterschied im Charakter eine quantitative Studie durchzuführen. Hierfür bietet sich ergänzend das Big-Five-Modell (auch OCEAN-Modell: Openness, Conscientiousness, Extraversion, Agreeableness, Neuroticism) an, da es sich dabei um einen international anerkannten standardisierten Test handelt. Hypothesen müssten noch formuliert werden, sollte ich mich für dieses Thema entscheiden, allerdings habe ich schon eine ungefähre Ahnung, in welche Richtung es gehen könnte. 

Weiters finde ich die Idee, auf die vorherrschende Instagram-Ästhetik einzugehen, sehr spannend. Es wäre vielleicht auch sinnvoll, dies mit einem Social-Media-Experiment unter der Prämisse, dass es dem kommerziellen Erfolg zuträglich ist, sich eben NICHT deutlich von der Masse abzuheben, (Individualität, Identität und Innovation: So anders WIE alle) zu verbinden. Teil dieser Arbeit wären eine Medienanalyse und eine Charakterisierung der Instagram-Ästhetik.

In den vergangenen Monaten ist mir immer häufiger aufgefallen, dass Influencer qualitativ hochwertiges und dementsprechend schweres Packaging promoten. Und obwohl ich mit ihnen dahingehend einer Meinung bin, dass Packaging wichtig ist und für die jeweilige Zielgruppe optisch ansprechend sein soll, kann man es darauf herunterbrechen, dass Packaging nichts anderes ist als teurer Müll. Gerade in Zeiten, in denen die Konzepte der Nachhaltigkeit und der Ressourcenschonung immer weiter in die Lebenswelten der Menschen vordringen, stellt es meines Erachtens nach einen Rückschritt dar, junge Menschen dahingehend zu beeinflussen, ebenjenen teuren Müll nachzufragen. Wie genau ich mit diesem Thema umgehen würde, ist mir allerdings noch schleierhaft.

Eine richtige Quelle habe ich noch nicht recherchiert, weil mir der Test im Soziologie-Studium untergekommen ist, daher gibt es hier ausnahmsweise nur einen Wikipedia-Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Big_Five_(Psychologie)

Stürmen

Entscheidungen zu treffen, ist nicht gerade meine Stärke. Bedauerlicherweise neige ich zur Prokrastination, weshalb ich meine Ideen oft über Monate hinweg im Geiste weiterentwickle, bevor ich auch nur einen Stift in die Hand nehme oder ein Programm öffne. Viele Realisationen entstehen daher oft zahlreiche Monate nach Aufkeimen des ersten Impulses, da ich in ebenjenem Moment noch keine konkrete Vorstellung von der einzusetzenden Technik, der Einbettung in den Kontext oder der Thematik per se habe. Manchmal ist da auch eine schlafende Idee, die möglicherweise nie ausgesprochen wurde. Im richtigen Moment und durch den einen fehlenden Stimulus ausgelöst, kann sich daraus aber etwas Gutes entwickeln.

Daher werde ich diese Blog-Einträge nutzen, um mir Klarheit darüber zu verschaffen, in welche Richtung ich mit meiner Masterarbeit gehen will. Was mich auf jeden Fall bei der Entscheidungsfindung begleitet, ist der Wunsch danach, etwas Gehaltvolles zu erschaffen, das für irgendjemanden eine Bedeutung hat. Zum Teil möchte ich natürlich auch Selbstverwirklichung einfließen lassen und Freude an dem Projekt haben, es soll jedoch nicht zu generisch sein und daher in Konkurrenz zu etlichen anderen Arbeiten stehen. Meine ursprünglichen Ideen haben sich mittlerweile aufgrund ebenjener Kriterien zerschlagen. Darunter waren die Erstellung einer Schriftfamilie, eines Planners oder eines Brandings für ein von mir entwickeltes Medizinprodukt.

Da ich Expertentum zwar sehr zu schätzen weiß, es mich aber tragischerweise langweilt, mich auf ein spezifisches Feld zu konzentrieren, muss ich mich noch darin üben, tiefer zu graben und mich länger mit dem gleichen Thema zu befassen. In den vergangenen Wochen ist auch der Wunsch aufgekeimt, die Masterarbeit eventuell mit einem Kunstprojekt oder einem Event zu verbinden. Der Design-Prozess ist eine Entscheidungskette und ich möchte das RICHTIGE Thema auswählen, anstatt später nur mehr Schadensbegrenzung zu betreiben, weil ich draufgekommen bin, dass es so, wie ich es mir vorstelle, nicht funktioniert. Dies wäre auch ein mögliches Thema … 🙂

Je mehr ich darüber nachdenke, auf welche Fragestellung ich mich konzentrieren soll, desto mehr Ideen kommen hinzu.

Hier eine Auflistung der Themen, die interessant für mich (gewesen) wären: Prokrastination als Chance und Minimalismus. Diese Themen fallen weg, da Kolleginnen sich bereits damit befassen.

  • Instagram-Ästhetik finde ich auch spannend. Vor allem, wie sehr man als Rezipient anfällig für die Anpassung ist, wenn man nur noch diesen Stil sieht. 
  • Design als Dienstleistung: Kann man auf Befehl kreativ sein? Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass ich meist nur dann gute Ideen habe, wenn ich mich für etwas interessiere und freiwillig darüber nachdenke. Sobald aber ein Thema vorgegeben wird, arbeite ich nur das Mindeste ab, weil es eine Aufgabe ist und daher getan werden muss. Generell macht es für mich einen großen Unterschied, ob ich etwas darf oder muss – eventuell könnte man daraus eine Umfrage machen …?
  • Künstler vs. Designer – der Unterschied im Charakter (quantitative Studie zu den Big-Five-Persönlichkeitsmerkmalen?)
  • Der Prozess als Produkt
  • Devianz im Zentrum der Kreativität – das Absurde und Skurrile als Fokuspunkt des Designobjekts
  • Bedeutungsvoller Minimalismus (in der Botschaft, nicht in der Gestaltung)
  • SoMeExperiment
  • Individualität, Identität und Innovation: So anders WIE alle
  • Gerne würde ich auch eine Studie in Kooperation mit den Partnerhochschulen durchführen, allerdings fehlt mir dazu noch die zündende Idee.
  • Packaging Design: Der Wunsch nach „Qualität“ vs. Vernunft
  • Image und Realität: Markenkommunikation und Werte

Bis bald! 🙂