Pflanzen machen Musik – das klingt nach dem ersten Hören vielleicht etwas seltsam und die Meisten werden sich darunter nicht wirklich viel mehr als das Rauschen der Bäume vorstellen können. Jedoch besteht die Möglichkeit mehr musikalische Elemente aus einer Pflanze zu gewinnen, besser gesagt aus Informationen, die die Pflanze liefert, musikalische Elemente steuern lassen – wie eine Art Komponist, bzw. Dirigent. Diverse Künstler und Entwickler haben sich bereits mit den inneren Prozessen von Pflanzen befasst und mit Hilfe von Sensoren ihre biorhythmischen Ströme abgegriffen und in musikalische Elemente übersetzt. Dies ist Teil des Prozesses von Sonifikation. Sonifikation bedeutet das Hörbarmachen von Daten und dessen Informationsgut. Sonifikationsmethoden werden seit 1992 erforscht, da die Vielzahl an Daten neue Darstellungsformen erfordert.
Eine solche Künstlerin, die sich auch als Sonic Artist identifiziert, ist Mileece Petre.
Über sie wurde 2014 ein Videobericht von Motherboard erstellt, in welchem sie ihre Arbeit mit Pflanzen erklärt (ab 2:30). Sie nimmt die in MIDI umgewandelten Biodaten der Pflanzen und produziert damit Musik.
Ein weiteres Beispiel dafür bietet die Firma Data Garden, welche das Tool „PlantWave“ entwickelt haben, welches Musikern die Möglichkeit bietet durch ihre Hardware gemeinsam mit ihren Pflanzen zu musizieren.
Prinzipiell kann man solche Tools mit jeder beliebigen Pflanze verbinden und somit überall die Musik hören. Joe Patitucci, der Gründer der Firma Data Garden, und der Sound Designer Jon Shapiro haben „PlantWave“ beispielsweise an einer Cannabis-Pflanze befestigt und mit ihr Musik produziert. Wiedererwartens war das musikalische Ergebnis der Pflanze nicht Reggae, sondern dynamische Klänge, welche sich immer wieder neue erfinden. Die Idee das Leben von Pflanzen durch Klang zu vermitteln kam Data Garden durch Cleve Backster, der 1970 Lügendetektoren an Pflanzen bindete, um Emotionen oder Feingefühl bei ihnen festzustellen. Data Garden arbeitet bei ihrem Tool „PlantWave“ mit dem Entwickler und Ingenieur Sam Cusumano zusammen. Cusumano entwickelte ein System, das die Schwankungen der internen Leitungen der Oberfläche von Blättern in MIDI Daten umwandelt und mit diesen Informationen Hardware- und Softwaresynthesizer zu steuern. „ARCADIA“ ist eine interaktive Klanginstallation von Sam Nester, um die sich ständig wandelnde Musik der Pflanzen hörbar zu machen. Hierbei nutzt er ebenfalls die galvanische Leitfähigkeitsmessschaltung von Cusumano.
Im Gegensatz zu den oben
genannten Sonic Artists, geht der Künstler Peter Ablinger nicht digital,
sondern analog an die Pflanzen heran. Ablinger hört zum Beispiel auf die
Klänge, die unterschiedliche Baumarten und Sträucher in Kombination mit Wind
erzeugen und kategorisiert sie dadurch. In seiner Forschung „Weiss/ Weisslich
26, Skizzen für ein Arboretum“ beschreibt er durch welche Bäume welche
Formanten erzeugt werden und wie man durch gezieltes Positionieren von Bäumen Musik
pflanzen kann. Auch in seinen vorangehenden Forschungen in diesem Bereich hat
er bereits das Baumalphabet definiert und die unterschiedlichen Klangfärbungen
und Formanten der Baumarten etabliert. In einem Kurzbericht über Ablingers
Arbeit beschreibt Caroline Torra-Mattenklott seine Herangehensweise und
Verknüpfungen, die seiner Forschung vorangehen. Der Wind ermöglicht das Hören
der Klangfarbe der Bäume.
Sonifikation von Pflanzen ist somit ein weites Feld zum Experimentieren mit musikalischen Harmonien und fördert den direkten Bezug zu den natürlichen Lebewesen in der Natur.
Quellen
Sonifikation –https://iem.kug.ac.at/forschung/computermusik/sonifikation.html (aufgerufen am 14.01.2020)
Mileece Petre, Sonic Artist – https://planet.mu/artists/Mileece/ (aufgerufen am 06.01.2020)
„PlantWave“ by Data Garden – https://www.midisprout.com (aufgerufen am 12.01.2020)
ARCADIA Sound Installation – https://www.youtube.com/watch?v=sVX97v96LZE (aufgerufen am 12.01.2020)
Peter Ablinger, Skizzen für ein Arboreum – https://ablinger.mur.at/ww26.html (aufgerufen am 12.01.2020)
Caroline Torra-Mattenklott, Vom Baumalphabet zum weissen Rauschen – https://ablinger.mur.at/docs/ww18u26.pdf (aufgerufen am 12.01.2020)