Paul Renner and Futura: The effects of culture , technology and social continuity on the design of type for printing
Autor: Charles Leonard
Ort: Georgia State University
Jahr: Dezember 2005
Gestaltungshöhe
Die vorliegende Arbeit befasst sich in erster Linie mit den historischen, gesellschaftlichen und technologischen Hintergründen der Entstehung der Schriftart Futura, weshalb hierbei der Fokus auf dem Inhalt liegt und die Gestaltung sich am Standardformat für wissenschaftliche Publikationen orientiert.
Innovationsgrad
In Anbetracht der Tatsache, dass es sich hierbei eben um eine reine Aufarbeitung der Thematik unter Zuhilfenahme zahlreicher historischer und typografischer Standardwerke handelt, wirkt der Innovationsgrad der Arbeit eher gering. Das Einbeziehen unterschiedlicher Faktoren erscheint logisch und zwingend erforderlich (und wird so auch von einer Masterarbeit verlangt), weshalb auch aus dieser Perspektive keine nennenswerte Innovation vorzuliegen scheint.
Selbstständigkeit
Im Zuge meiner Recherchen sind mir ähnliche Arbeiten über andere Typefaces begegnet, weshalb ich auch hier keine besonders hohe Punktzahl vergeben würde. Was dem Autor allerdings hoch anzurechnen ist, ist die gelungene Zusammenfassung und Gliederung des Wissens aus nahezu 6 Seiten (in 12-Punkt-Schrift) zitierter und konsultierter Literatur.
Gliederung und Struktur
Die Arbeit gliedert sich in fünf auf einander aufbauende Kapitel, wobei sich die ersten beiden Kapitel der Abbildung der geschichtlichen Gegebenheiten und Entwicklungen des frühen 20. Jahrhunderts und der darauf basierenden Formgebung widmen, während die darauffolgenden Kapitel sich ausdrücklich mit dem Schriftdesign und anderen visuellen Gestaltungselementen befassen. Visuelle und verbale Vergleiche der Proportionen unterschiedlicher Typefaces ergänzen Leonards Ausführungen und verdeutlichen seine Position. Obwohl ich persönlich keine Freundin der extrem ausufernden Fußnotenanmerkungen bin, ist mir hier die Positionierung der Notizen am Ende des jeweiligen Kapitels negativ aufgefallen. Besonders in Bezug auf die deutschsprachigen Zitate und Fachtermini kann dies für das Textverständnis der englischsprachigen Arbeit sowie für die Bereitschaft, die gesamte Arbeit zu lesen, hinderlich sein.
Kommunikationsgrad
Grundsätzlich wurde sowohl die Absicht als auch das Ergebnis der Masterarbeit nachvollziehbar argumentiert und kommuniziert. An einigen Stellen hätte ich mir als Kritikerin (nicht als Leserin, da der Konnex implizit durchaus vorhanden war) eindeutigere Überleitungen oder Schlüsse gewünscht, um die Gedanken auch explizit besser verknüpfen zu können.
Umfang der Arbeit
Der Gesamtumfang der Arbeit beträgt 152 Seiten – inklusive Literatur-, Tabellen- und Abbildungsverzeichnis. Der inhaltliche Umfang scheint jedoch enorm zu sein. Viele gesellschaftliche, politische und kunsthistorische Fakten und Voraussetzungen, die der Gestaltung der Futura zugrundeliegen, wurden erörtert, verbunden und analysiert.
Orthographie sowie Sorgfalt und Genauigkeit
Bezüglich der Orthographie möchte ich mich mit meinem Urteil zurückhalten, zumal die behandelte Arbeit in einer Fremdsprache verfasst ist und ich mit den formellen Anforderungen nicht in einem entsprechenden Maß vertraut bin, das eine Bewertung auf hohem Niveau rechtfertigen könnte. Stellenweise bietet die Arbeit einen angenehmen Lesefluss, oftmals sind die Sätze wiederum sehr kurz, wirken nahezu wie eine kindliche Auflistung von Ereignissen. Interessant ist auch die Tatsache, dass im Zuge der Arbeit einige deutschsprachige Zitate nicht ausreichend wortwörtlich ins Englische übersetzt wurden, was für eine/n LeserIn ohne deutschsprachigen Hintergrund durchaus unschlüssig wirken kann.
Literatur
In der Natur der theoretischen Arbeit liegt deren Aufbau auf bereits vorhandenem Wissen, weshalb der Autor sich hier einer großen Anzahl (kunst-)historischer und typografie-bezogener Literatur bedient und sich mit ebenjener inhaltlich und gestalterisch auseinandersetzt. Was mir zuvor noch nie begegnet ist, war die Auflistung zusätzlicher „Works consulted“. Diese werden nicht wörtlich oder paraphrasiert zitiert, sondern dürften lediglich der Kontextualisierung und der (chronologischen) Verortung der bearbeiteten Inhalte gedient haben.