Lecture #08: Anastasia und Martin Lesjak – 13&9 design and INNOCAD architecture

Anastasia und Martin Lesjak arbeiten in einer transdisziplinären Gemeinschaft, die sich aus den verschiedenen Bereichen Architektur, Interiordesign, Produktdesign, Sounddesign und Research zusammensetzt. Ihre Homebase ist das Golden Nugget in Graz. Martin Lesjak ist Mitbegründer und Kreativdirektor von INNOCAD Architektur. Das Büro arbeitet an Interior- und Exterior-Projekten auf der ganzen Welt. Gemeinsam mit Anastasia Lesjak leitet er auch seit 2013 das Produktdesignstudio 13&9.

Ihr Team und die beiden arbeiten nach einer holistischen Philosophie d.h. ganzheitlich. Die Projekte werden gut analysiert und der kreative Prozess intensiv begleitet. Es gibt acht, die etabliert sind. Es wird ein transdisziplinärer Ansatz verfolgt und daher besteht das Team daher aus Menschen aus verschiedenen Bereichen mit verschiedenen Ausbildungen. Die Devise ist es, Grenzen zu erweitern, um neue, innovative Ergebnisse zu erzielen. Weiters gehe ich nun auf die Projekte ein, die sie vorgestellt haben:

Solar Innovation Center – Interior & Exhibition Design in Dubai/United Arab Emirates

Ein Museum in Dubai wurde in einem riesigen Solarkraftwerk in der Wüste gebaut. Ziel war es, den Menschen das Thema solare Energieerzeugung näher zu bringen. Dieses Projekt sollte das Thema Licht erlebbar machen. Eine erste Idee war es, das sichtbare Spektrum des Lichtes als Grundlage für die Konzeption zu nutzen. Das Gebäude hat einen quadratischen Grundriss, der sich immer wieder verdreht zu einem Kegel. Es wurden bewegliche Spiegel eingesetzt, die sich mit der Sonne mitbewegten und das Sonnenlicht auf die Spitze des Turmes projizierten. Dann wurde das Licht wieder umgelenkt und zwar nach unten in das zentrale Atrium des Gebäudes. Dadurch strömte nicht nur Tageslicht, sondern tatsächliches Sonnenlicht als gebündelter Strahl bis in das Erdgeschoss. Nachts wurde auf ein ähnliches Prinzip mittels Kunstlicht zurückgegriffen. Zusätzlich wurden Dichroic Folien angebracht, die die Farbe je nach Lichteinfall verändern. Dadurch wurde das Gebäude dynamisch von innen „bemalt“. Außerdem wurde eine Soundinstallation geschaffen, die Sound mit Farbe verbindet und auf Frequenzen und Schwingungen basiert. Je wärme die Farbe, desto tiefer der Klang. Bei Blau und Violett wurden die Frequenzen sogar so hoch, dass man sie kaum noch hören konnte. Es entstand ein direkter physikalischer Bezug zwischen Lichtfarbe und Klang. Auch im Laufe des Tages verändert sich der Klang durch den Einfluss des Cicardian Lights – die Lichtfarbe der Sonne verändert sich im Tagesverlauf. Daraus entwickelte sich eine atmosphärische Choreografie, die ganz der Sonne überlassen war.

Architectural Fashion – Exhibition in Berlin/Germany

Diese Ausstellung wurde 2016 gezeigt und zeigt ebenso wie das Projekt „Solar Innovation Center“ den transdisziplinären Ansatz und die Vielfältigkeit des Teams. Es griffen verschiedene Disziplinen ineinander: Design, Fashiondesign, Sounddesign, Architektur, Interior Design, Produktdesign. Bei der Ausstellung wurden Signature Projekte in konzeptioneller und formaler Form übersetzt.

Golden Nugget – Graz

Vor 15 Jahren wurde das Golden Nugget in Graz erbaut. Es gründet auf dem Prinzip des goldenen Schnittes. Das Team wurde darauf aufmerksam, dass auch Pentagone den goldenen Schnitt aufweisen und verwendeten sie als Grundelemente für ihren Entwurf. Außerdem wurde eine spezielle Falttechnik angewendet, die aus einem Band zwei Pentagone entstehen lässt. Diese verdrehten Pentagone wurden dann einer Puppe angezogen. In das Outfit waren auch goldene Metallfasern gestrickt, die den technologischen Aspekt darstellen sollten.

Rolling Stones – Graz

Dieses Projekt ist ein Interior-Projekt für das Armory Museum in Graz. 2012 wurde ein innovatives Konzept erstellt, das den Wettbewerb gewann. Es basiert auf Murnockerln (cobblestone), dem biologischen Untergrund der Stadt Graz. Eine Challenge bei dem Projekt war, dass es sich um einen hochdenkmalgeschützten Bereich, das Landeszeughaus, handelte. Daher sollte es möglichst wenig berührt werden. Als Ergebnis entstand eine dynamische Licht-Sound-Installation. Außerdem wurde eine zeitgenössische Rüstung aus Schiefersteinveneer angefertigt.

Moving Floors

Bei diesem Projekt handelte es sich um ein Produktdesign für einen der größten Bodenhersteller weltweit. Dazu wurde da Prinzip der Lentikulartechnik verwendet. Dieses ermöglicht, dass ein eigentlich vierdimensionaler Boden entsteht, der sich bewegt und sich je nach Zeit, Licht und Bewegung verändert. Auch hier wurde ein Outfit erstellt, das auf dem Projekt basiert. Es besteht aus acht quadratischen Modulen, die an den Boden erinnern.

Diese drei Objekte wurden bei der Ausstellung in Berlin gezeigt. Die strenge Geometrie des Ausstellungsraumes wurde durch Spiegel aufgelöst. Dies steht stellvertretend für das Auflösen der Grenzen verschiedener Disziplinen. Außerdem wurde eine Soundinstallation eingebaut, die sich auf die verschiedenen Themen der Objekte bezieht. Die Soundscapes überlagern sich auch in bestimmten Bereichen des Raumes.

Soul of Design 

Zum Schluss zeigten die beiden noch ein Sounddesignprojekt, das gleichzeitig der Imagefilm von 13&9 ist. Dabei wurden Licht und Klang eingesetzt und ein Tänzer und eine Tänzerin analog gefilmt. Auf die beiden wurde Licht projiziert und daraus entstand eine sehr interessante Komposition.

Die Lecture hat mir sehr gut gefallen, da ich viel Neues lernen konnte. Vor allem sollte man immer versuchen, offen für andere Disziplinen zu sein und auch eine Zusammenarbeit nicht ausschließen. Ich finde den holistischen Ansatz des Teams sehr spannend und auch den Weg von der Idee bis zur Umsetzung der innovativen Projekte. Am interessantesten fand ich das Projekt “Solar Innovation Center”.