Perfektionismus als Kreativitätskiller

Im folgenden Blogeintrag möchte ich mich mit einer Thematik beschäftigen, die mir sehr am Herzen liegt, da ich selbst sehr davon „betroffen“ bin: Perfektion, die Kreativität einschränkt und killt. 

Oft schiebe ich Arbeitsaufträge hinaus, weil ich mich in dem Moment nicht so fühle, als könnte ich die Arbeit perfekt erledigen. Es dauert oft sehr lange, bis ich mich dazu entscheide, dass eine Illustration/ein Poster/ein Design „fertig“ ist, da ich immer wieder nach Kleinigkeiten Ausschau halte, welche meiner Meinung nach noch verbessert werden müssen. Durch diesen extremen Perfektionismus schränke ich mich selbst ein und verschlechtere, meiner Meinung nach, auch meinen Workflow.

Deshalb wollte ich es genauer wissen –
Killt Perfektionismus wirklich Kreativität und was kann man dagegen tun?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Perfektionismus eine sehr wichtige Eigenschaft für Designer/innen ist. Denn Perfektionismus im Design bedeutet unter anderem auch, qualitative Arbeit zu leisten und auch kleineren Details Aufmerksamkeit zu schenken. Ist man nie mit seiner Arbeit zufrieden, hilft dies natürlich einerseits dabei, stets besser zu werden, andererseits kann dieser extreme Perfektionismus jedoch auch ein Kreativitätsmörder sein. Denn Perfektion suggeriert uns, dass eine Idee erst nach draußen getragen werden sollte, wenn diese ganz sicher zu 100% fehlerfrei ist. 

Wenn man es nämlich nicht schafft, Projekte aus der Hand zu geben und damit abzuschließen, beginnt man, seine eigene Arbeit zu zerdenken und anstatt sie zu verbessern eher zu verschlechtern. Perfektionismus in einem gesunden Maß ist förderlich – es ist jedoch notwendig zu lernen, diese Eigenschaft zu kontrollieren und abzuschalten wenn notwendig. 

Die Funktion von Perfektion

Perfektionismus soll uns zum einen zu unserer besten Leistung motivieren und gleichzeitig vor Kritik schützen, mit welcher wir uns eventuell auseinandersetzen müssten, wenn wir etwas präsentieren/zeigen, was noch nicht den Status von Perfektion erreicht hat. Und hier ist das Problem. Denn Kreativität hingegen ist genau das Gegenteil – dabei geht es viel eher darum, sich auszutoben und zu gestalten und zu erschaffen. 

Prioritäten setzen

Um vom eigenen Perfektionismus profitieren zu können, ist es unabdingbar Prioritäten zu setzen. Mir selbst ist es schon unzählige Male passiert, Stunden mit einer Illustration verbracht zu haben, welche letztendlich niemals jemand zu Gesicht bekommen hat – aus dem einfachen Grund, dass ich nie zufrieden damit war. Es ist wichtig, sich im Hinterkopf zu behalten, dass die Zielgruppe des Designs es trotzdem gerne verwenden und nutzen wird, auch wenn einige Features vielleicht nicht so funktionieren, wie man es sich anfangs vorgestellt hat. 

Have fun! 

Anstatt immer verbissen auf das perfekte Ergebnis hinzuarbeiten, ist es wichtig, zwischendurch auch Projekte zu verwirklichen, ohne einen perfekten Outcome vor Augen zu haben. Seine gelernten Fähigkeiten einzusetzen und einfach drauf los zu arbeiten, ohne sich selbst den Druck zu machen, etwas perfektes zu kreieren kann sehr dabei helfen. Das beste Beispiel für diese Art zu arbeiten sind wohl Kinder – Sie machen einfach, ohne an die Meinungen anderer oder die Konsequenzen zu denken. Außerdem sollte man sich stets daran erinnern, dass nicht jedes Projekt fertig gestellt werden muss, bevor ein neues begonnen werden kann. Oft kann es hilfreich sein, ein Projekt eine Zeit lang liegen zu lassen, an etwas anderem zu arbeiten und später mit einem anderen Blickwinkel das alte Projekt wieder aufzunehmen. 

Fake Deadlines als Hilfe

Am besten Arbeite ich mit ein wenig Druck und Stress. So geht es vermutlich vielen anderen Perfektionisten. Bei vielen Projekten kann es hilfreich sein, sich selbst Deadlines zu setzen. So schafft man es besser, Projekte fertig zu stellen und abzusenden, auch wenn sie noch nicht perfekt sind. Denn seien wir ehrlich – man wird sehr selten das Gefühl haben, dass etwas wirklich perfekt ist. 

Gut genug

Da etwas nie wirklich perfekt sein wird, ist es wichtig, zu lernen und zu akzeptieren, wenn etwas GUT GENUG ist. Dabei geht es nicht darum, seine Ansprüche zu senken oder nur das Minimum zu tun. Es geht viel eher darum, einen Zeitpunkt auszuwählen, wo entschieden wird, dass das Projekt, so wie es jetzt ist, fertig und gut ist. Perfekt wird es nie sein, aber das muss es vermutlich auch nicht.