Im Zuge der Veranstaltung am 28.11.2019 wurden die Gewinner-Projekte der European Youth Awards vorgestellt. Alle Projekte hatten gute Intentionen, sind mehr oder minder nachhaltig und zeugen von motivierten jungen Menschen, die etwas verändern wollen, das für sie ein Problem darstellt.
Ich bin ja eher ein skeptischer Mensch, und obwohl ich es prinzipiell gut finde, Menschen in ihrem Bestreben, von ihnen definierte Probleme zu lösen, zu bestärken, frage ich mich generell bei vielen Start-ups und Produkten, ob es wirklich wirtschaftlich und logisch sinnvoll ist, diese voranzutreiben. Bei den EYA gab es nur wenige Projekte, die ich persönlich nicht so besonders zukunftsträchtig fand, was bei den meisten auch sehr schade ist, weil die Idee dahinter eigentlich gut ist. Derartige Events habe ich immer für reine Selbstbeweihräucherung gehalten, durfte aber im Zuge der EYA die Erfahrung machen, dass es durchaus inspirierend sein kann, sich mit den Ideen und Problemen junger Menschen mit unterschiedlichen Herangehensweisen und Problemlösungsansätzen auseinanderzusetzen. Zudem ist es vielleicht sogar zielführend und motivierend, Erfolge als solche anzuerkennen und diese zu feiern.
Die am besten durchorganisierte Präsentation war wohl die von social bnb. Angefangen bei den abgestimmten Outfits der GründerInnen bis über die Choreografie bis hin zur klassischen Poetry-Slam/Pitch-Intonation hatte hierbei alles Hand und Fuß. Das Problem, das hinter der Erfindung steht, ist ein reales und schwerwiegendes. Menschen beuten ihre Umgebung aus – das war schon immer so. Viele weisen mittlerweile aber schon ein Bewusstsein für ihren ökologischen Fußabdruck auf. Das Vorhaben von social bnb ist bewundernswert, wenngleich die Zielgruppe für diese Art von Reiseerlebnis im Verhältnis zum Massentourismus sehr gering sein dürfte. Aber besser ist es, irgendwas zu machen als gar nichts.
Trotz der Tatsache, dass ich nie ein einziges Harry-Potter-Buch gelesen habe, fand ich die Anspielung im Zuge der Aivy-Präsentation gut durchdacht und lustig. Neben der Notwendigkeit, Inklusion zu fördern und medizinisch-technologischen Fortschritt zu leisten, wie es sich andere Teilnehmer der EYA zum Ziel gesetzt haben, ist für eine langfristige gesellschaftliche Entwicklung das Individuum und dessen berufliche Zukunft entscheidend. Gerade in der heutigen Zeit, in der vermehrt die Zerrissenheit zwischen persönlichen Interessen und der Aussicht auf Kapital verzeichnet wird, ist es von enormer Wichtigkeit, sich rechtzeitig mit der Berufswahl zu befassen. Die ErfinderInnen von Aivy nehmen sich dieses Problems, das viele Jugendliche haben, und der Kosten, die bei falscher Berufswahl für die Gesellschaften entstehen können, an und versucht auf spielerische Weise, die individuellen Fähigkeiten mittels erprobter Algorithmen zu extrahieren.
Die zwei erwähnten Projekte finde ich langfristig auch am nachhaltigsten. Hinter Forest and Climate steht eine fantastische Idee, ich denke aber, dass das Projekt noch in seinen Kinderschuhen steckt und für die EYA eigentlich zu wenig ausgereift war.