Lecture #2 Saskia Schmidt

Neun Schritte in die Selbstständigkeit

Nachdem Saskia ihre Ausbildung als Mediengestalterin in einer konservativen Agentur in Remscheid absolviert hatte, verspürte sie den Drang, ihre Kenntnisse zu vertiefen und auch Einblicke ins kreative Geschehen zu gewinnen. 

“Ein guter Gestalter kennt die Regeln und setzt sie außer Kraft. “

Saskia spricht davon, diesen Ausspruch zur Zeit ihrer Ausbildung nicht vollkommen verstanden zu haben. Für sie waren aufgrund ihrer Vorerfahrung in einer Agentur, in der schlicht Kundenwünsche erfüllt wurden, Strukturen und Regeln von großer Bedeutung in der Gestaltung. Die Motivation, zu studieren, basierte auf dem Wunsch danach, auch kreativ tätig zu werden. Nach einigen Absagen in ihrem Heimatland zog Saskia eine Bewerbung in den Niederlanden und in Österreich in Betracht und wurde an der FH Joanneum schließlich angenommen, wo ihr recht bald klar wurde, dass Kreativität zwar nicht erlernbar sei, aber es dennoch möglich ist, jedes Projekt so zu interpretieren, wie man es möchte, und es auf diese Art zu seinem eigenen zu machen. 

Vorlesungen dienten Saskia als Reflexionsanregung, eine spezielle Lehrveranstaltung ist ihr hierbei besonders im Gedächtnis geblieben: Branding und Markenbildung. Der Vortragende war für EnGarde tätig, wo sie ein Praktikum absolvierte, das sich auch dadurch ergeben hat, dass sie ein Fach wiederholen musste. EnGarde hat sie damals als außergewöhnlich und richtungsweisend wahrgenommen, quasi als den „Hippie“ unter den Agenturen.

Darauf folgte ein Praktikum bei studio grau. Saskia gibt die Empfehlung, nicht nach der prestigeträchtigsten Agentur zu streben, sondern eine zu finden, die mit den eigenen Wertvorstellungen einhergeht und die für einen selbst sympathisch wirkt. 

Ein Vorteil an der Arbeit in kleinen Studios sei die Möglichkeit, auch innerhalb eines Praktikums größere Aufträge eigenständig bearbeiten zu dürfen. Auch ihre Bachelorarbeit ist im Zuge des Praktikums entstanden. Unter Anderem hat Saskia hier ein Leitsystem für ein Museum erstellt, das noch immer in Verwendung ist.

Der Wunsch, sich selbstständig zu machen, keimte bereits nach dem Abschluss ihres Bachelorstudium auf, allerdings kam die Arbeit in unterschiedlichen Agenturen dann doch dazwischen, darunter auch ein Projekt für EnGarde und eine Rückkehr zu studio grau, wo sie vier Monate als Karenzvertretung für ihre frühere Chefin einsprang.

Nach dieser Erfahrung und vielen Projekten in unterschiedlichen Disziplinen wagte sie schließlich den Schritt in die Selbsständigkeit, im Zuge derer Saskia mit einigen Agenturen kooperiert, zu denen die Bande bereits während ihrer Studienzeit geknüpft wurden. 

Ich persönlich finde Saskias Zugang sehr pragmatisch und daher logisch konsistent. Auch nach dem Abschluss des Studiums mit Agenturen in Kontakt zu bleiben, die die eigene Arbeit stark geprägt haben, öffnet einem Türen, die zu weiteren Aufträgen und zu größerer Bekanntheit führen. Auch bewundere ich ihre sympathisch-naive Bereitschaft, Herausforderungen und Angebote anzunehmen und sich im Zuge der Tätigkeiten weiterzuentwickeln.