Prokrastination und Kreativität

Prokrastination – wir alle haben uns schon einmal dabei erwischt, eine bestimmte Aufgabe immer wieder aufzuschieben. Vor allem Designer*innen kennen die Momente in denen einfach die Idee oder die Inspiration fehlt. Da schiebt man ein Projekt dann doch lieber auf die lange Bank und putzt die Wohnung, zeichnet, schaut TedTalks oder sortiert die Plattensammlung nicht alphabetisch sondern doch nach dem Erscheinungsdatum. Während dem prokrastinieren ist nämlich der Einfallsreichtum an Dingen, die man lieber tun würde, eigentlich fast unendlich groß. 

Das Schlimmste aber am Prokrastinieren, ist das schlechte Gewissen. Das Damoklesschwert schwebt immer und überall über einem und die Deadline kommt immer näher. Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster beschreibt Prokrastination sogar als Arbeitsstörung: „Prokrastination ist die wissenschaftliche Bezeichnung für pathologisches Aufschiebeverhalten. Prokrastination ist eine ernstzunehmende Arbeitsstörung und kann sowohl private Alltagsaktivitäten als auch schulische, akademische und berufliche Tätigkeiten betreffen.“ Auch gesellschaftlich wird Prokrastination eher als ein Mangel an Disziplin und Faulheit angesehen. Googled man Prokrastination springen einen Tausende Ratgeber und Artikel mit Titeln wie „Ursachen & Hilfe gegen Aufschieberitis“ oder „12 Tipps und Übungen gegen Prokrastination“ an. Prokrastination ist also etwas schlechtes, oder? 

Ganz so sicher sind sich da nicht alle. Ein sehr prominentes und erfolgreiches Beispiel eines Prokrastinators ist Leonardo da Vinci. Auf seine Werke mussten Auftraggeber teilweise mehrere Jahre warten. Da Vinci prokrastinierte indem er sich beispielsweise mit Maltechniken, Architektur oder dem Ingenieurwesen beschäftigte. Die Ergebnisse seiner Arbeit sind uns allen bekannt. Kann sich Prokrastination also auch positiv auf kreative Arbeit auswirken? 

Nach Jihae Shin, Assistant Professor für Management und HR an der Wisconsin School of Business, kann sich Prokrastination wirklich positiv auf die Kreativität auswirken. Ihre Studie zeigt, dass Prokrastination vor allem deshalb kreativere Ergebnisse liefert, da dadurch die ersten Ideen während des Prokrastinierens schon verworfen werden. Andere Studien von Arbeitswissenschaftlern und Verhaltensforschern zeigen auch, dass es nicht entscheidend ist, ob man etwas aufschiebt, sondern wie und was man währenddessen macht. 

https://www.uni-muenster.de/Prokrastinationsambulanz/prokrastination.html
https://www.vice.com/de_at/article/wdkmz9/faul-sein-523
https://www.wiwo.de/erfolg/trends/prokrastination-keine-angst-vorm-aufschieben/22894538.html
https://t3n.de/news/prokrastination-kreativitaet-672186/