Der Heimatbegriff. Erste Annäherungen

Wo beginnt Heimat und wo trennt sie uns?

Die Meinungen gehen auseinander. In zahlreichen Artikeln u.a. die der Zeit, Deutschlandfunk sowie der Wiener Zeitung findet sich eine Vielzahl an Denkansätzen, Argumenten und Meinungen.

Heimat kann mit Kindheit in Verbindung gebracht werden, mit Schutz und Geborgenheit. Die ersten Sinneseindrücke; jede als positiv oder negativ eingestufte Erfahrung. Dies beschreiben Markus Metz und Georg Seeßlen in einem Essay für den Deutschlandfunk.com. Demnach sei die „Heimat der Kindheit […] nichts anderes als ein Ineinander von Abenteuer und Geborgenheit. Und da dieses Ineinander nie zu 100 Prozent ausgeglichen sein kann, können wir auch nur von diesem beglückenden Schein der Heimat sprechen. Es ist keineswegs die Abwesenheit von Unglück, Schmerz und Tod […].“ Die Autoren beziehen sich mehrmals auf den Philosophen Ernst Bloch, für den Heimat nicht Raum sei, sondern eine Perspektive. Doch wirft uns Heimat nicht ausschließlich in die vergangene Kindheit zurück – auch für Gegenwart und Zukunft ist sie von Bedeutung.

Der Heimatbegriff wird in der Politik gern zum Instrumentarium im Wahlkampf verwandelt. Hier sei jedoch anzumerken, dass der Gebrauch des Begriffes nicht ausschließlich einer Partei oder Ausrichtung zuzuschreiben ist. Auslegung und Interpretation können allerdings sehr gegensätzliche Ausmaße annehmen: In einem Artikel der Wiener Zeitung wird dies anhand des Wahlkampfes zur Salzburger Landtagswahl im Jahr 2018 anschaulich. Die Wahlplakate der Grünen seien denen der FPÖ „inhaltlich überraschend nahe gekommen. Beim Sloganpaar “Heimat beschützen” (Grüne) und “Schütz‘ dieses Land” (FPÖ) besteht akute Verwechslungsgefahr. Das kommt bei zwei Parteien, die so gegensätzliche Positionen einnehmen, selten vor.“ Im Gespräch mit der Wiener Zeitung äußerte sich die Salzburger Grünen-Chefin folgendermaßen:

“Es gibt einen weltoffenen Heimatbegriff, der auch die Umwelt, die Landschaft und auch Zusammenhalt und Vielfalt miteinbezieht. Das zu verknüpfen und als offenen Begriff zu sehen, ist mein Verständnis von Heimat”.

Dieser Position stehen kritische Stimmen gegenüber: „In der Kulturwissenschaft ist Heimat ein sehr offener und diskursiver Begriff, der sich in all seinen Varianten und Interpretationen nur schwer definieren lässt.“ So Matthias Beitl, Direktor des Volkskunde-Museums und Vizepräsident des Museumsbund Österreich, im Gespräch mit der Wiener Zeitung: „Heimat ist ein bürgerlicher Sehnsuchtsort und eine Metapher für den Unterschied zwischen dem Eigenen und dem Fremden. In diesem Sinne ist Heimat schon ein gefährlicher Begriff. Denn gleich danach kommt der Patriotismus und Begriffe wie Leitkultur, die auch in den Debatten der letzten Wochen wieder aufgetaucht sind. Viele denken, Heimat sei etwas Statisches. Aber in Wirklichkeit sind Kultur und Identität dynamische Prozesse.“

Aus diesen Zitaten wird erkenntlich, wie stark der Begriff Heimat emotional aufgeladen werden kann. Es sei hier noch anzumerken, dass die oben genannten Positionen lediglich aus einem Bruchteil der recherchierten Essays und Artikel dazu entnommen wurden – es bedarf somit einer weiteren, großflächigeren Bearbeitung.

https://www.deutschlandfunk.de/heimat-als-utopie-heimat-der-offene-begriff.1184.de.html?dram:article_id=457932

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/959396-Gruene-Heimat-blaue-Heimat.html?em_cnt_page=2

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/reflexionen/zeitgenossen/922875-Heimat-ist-ein-gefaehrlicher-Begriff.html?em_cnt_page=2