Von Dokumentarfilm, gekreuzt mit Musikvideo, über den Heimatbegriff zu Musikologie zurück zum Dokumentarfilm-Musikvideo-Hybrid.

Ja, das beschreibt meine Recherche-Reise wohl am besten. Das erste Semester begleitete mich das Genre Dokumentarfilm, dem ich gepaart mit einem Musikvideo als eine Art Hybridwerk näher nachgegangen bin, im Hinterkopf die praktische Arbeit, die Teil meiner Masterarbeit werden soll. Da mich das nicht unumstrittene Thema Heimat persönlich interessiert, war ein Gedanke, dies in einem Kurzfilm (aus eben beschriebener Kreuzung Doku und Musikvideo) zu verarbeiten. Für die theoretische Arbeit konzentrierte ich mich auf den Heimatbegriff in der Musik – Heimat als Kommunikationsmittel moderner Musikschaffender. Einige Monate und gefühlt unzählige durchforstete Artikel etc. später finde ich das Thema nach wie vor spannend. Allerdings bin ich zur Erkenntnis gekommen, dass ich meiner Einschätzung nach stark in die Musikologie eintauchen müsste – zu stark für eine Design-Masterarbeit.

Nach dem Gespräch mit einer Freundin und Musikologiestudentin, Pia, bin ich auf einer neuen, alten Fährte: Für ihre Masterarbeit betreibt sie Feldforschung zur rituellen Musik der Gnawa, eine ethnische Minderheit in Marokko, mit einer Geschichte als Sklaven, die Heimatverlust erlebten. In den 60er- und 70er-Jahren wurden damalige Musikgrößen wie Jimi Hendrix von den repetitiven, tranceinduzierenden Klängen inspiriert. Pia hat bei ihrem ersten Besuch in Marokko Kontakte zu Gnawa-Musikern geknüpft und würde im kommenden Jahr direkt nach Marokko reisen und Musiker*innen vor Ort begleiten. Für mich ist das Thema insofern interessant, als dass ich den Prozess des Forschens gerne dokumentarisch begleiten würde, sowie dortigen Musikern eine Bühne in Form von Bewegtbild geben kann. Andererseits schließt sich mit der Gnawa-Musik der Kreis, denn sie stellt auch die Frage nach Identität, Heimat und Geschlechterrollen.

Inwiefern lässt sich somit das Genre Musikvideo um eine dokumentarisch lehrende und informierende Dimension erweitern? Umgekehrt, welche Qualitäten erhält das Medium Dokumentarfilm, wenn ein musikalisches Element Menschen und deren Emotionen zusätzlich portraitiert?

https://ich.unesco.org/en/RL/gnawa-01170

http://www.heimatliederausdeutschland.de/choere-und-bands/la-caravane-du-maghreb.html

https://de.qantara.de/inhalt/einflusse-der-gnawa-musik-auf-jazz-und-pop-eine-trance-zendente-vereinigung