Stereo-Analyse-Tools

Zur Analyse von Aufnahmen in der Stereofonie gibt es verschiedene Tools, die die Phasenlage der Tonsignale, bzw. die Ähnlichkeit zwischen dem rechten und linken Kanal abbilden. Damit kann man überprüfen, wie stark gegenphasig die Signale sind, um Auslöschungen bei der Wiedergabe in Mono zu reduzieren.

Goniometer

Das Goniometer zeigt an, inwieweit eine Aufnahme Stereo-Signale enthält oder nur Mono-Signal vorhanden ist: Ist das Signal für den linken und rechten Kanal identisch zeigt das Analyse-Tool eine senkrechte Linie in der Mitte an, ansonsten die Energieverteilung auf dem linken und rechten Kanal als “dynamischen Fleck” um das Zentrum des Plotters herum.

Betrachtet man das Stereobild der AB-Aufnahme im Goniometer, fällt auf, dass sich die meiste Energie auf der Mittelachse befindet. Dies lässt sich erklären, da beide Kugeln im geringen Abstand zueinander ähnlich aufnehmen. Dadurch kommt es zu einer ähnlichen Phasenlage beider Kanäle.

Die Stereo-Verteilung der MS-Aufnahme im Goniometer ähnelt der der XY-Aufnahme auf dem ersten Blick gewaltig. Genauer betrachtet scheint es aber so zu sein, dass der Differenzwinkel von der senkrechten Mittelachse/Mono-Achse im Vergleich zur XY-Anordnung tendenziell etwas größer ausfällt.

Im Vergleich zur MS-Aufnahme fällt bei der XY-Anordnung wieder die ähnliche Streuung der Energie um die “Mono-Linie” auf, wobei sie etwas schmäler ausfällt als bei MS-Aufnahmen. Auch die Winkelabweichungen von der senkrechten Achse sind geringer.

MS

Linkslastiges dekodiertes MS Signal (ohne Veränderungen). Breites Stereobild, nach Veränderungen im Tool auch monokompatibel. Veränderungen im Dekoder beeinflussen die Stereobreite und die Korrelation der Signal mit Phasendrehung.

XY

Goniometer zeigt unkompliziertes Signal, Monokompatibilität ohne anpassungen gegeben, gute Korrelation der beiden Stereokanäle, da ausgewogenes Zusammenspiel

AB

Schmale Korrelation gute Monokompatibilität, aber nach Anzeige im Goniometer leicht rechtslastig und keine große Stereobreite. Möglicher Grund ist die Nähe (17cm) der beiden Kugelmikrofonen.

Korrelationsgradmesser

Ein Korrelationsgradmesser misst auf einer Skala von -1 bis +1 das Phasenverhältnis des linken zum rechten Stereo-Kanal. Man spricht von Monokompatibilität. Zeigt das Tool “+1” an, so sind die beiden Kanäle gleichphasig. Wird ein Wert um “0” angezeigt bedeutet das, dass die beiden Kanäle unabhängig voneinander schwingen, d.h. die Signale sind unkorreliert, würden sich aber nicht gänzlich auslöschen beim übereinander Legen beider Kanäle auf einen Mono-Kanal. Ein Wert von “-1” bedeutet Gegenphasigkeit: Würde man ein solches Signal auf Mono konvertieren, würde das komplette Signal wegfallen, da sich der linke und rechte Kanal gegenseitig auslöschen.

Betrachtet man die AB-Aufnahme auf einem Korrelationsmeter bleibt der Wert stets sehr nah an “+1”. Dies bedeutet, dass die Aufnahme wenig Signal verlieren würde, wenn man sie auf einen Kanal beschränkt abspielt. Dies spricht für eine ähnliche Phasenlage beider Kanäle der AB-Anordnung.

Bei der MS-Aufnahme fällt ein relativ starker Ausschlag in beide Richtungen des Korrelationsgradmessers auf. Im Vergleich zu den anderen Mikrofonierungsarten schlägt der Korrelationsgrafmesser im Mittel am längsten in den negativen Bereich aus. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass die Monokompatibilität von MS-Aufnahmen am schlechtesten ausfällt.

Zur Bearbeitung einer dekodierten MS-Aufnahme: Bearbeitet man das MS-Signal so, dass man den Pegel des Seitensignals anhebt, schlägt das Korrelationsgradmeter stärker in den negativen Bereich aus. Das bedeutet, dass die Monokompatibilität weinger leidet, je dezenter man das Seitensignal hinzu mischt.

Bei der XY-Aufnahme schwankt der Wert (teils heftig) im Wesentlichen zwischen “0” und “+1”. Das bedeutet, dass das Signal eine gewisse Stereobreite besitzt, aber gleichzeitig meist maximal unkorreliert, aber nie wirklich gegenphasig ist in beiden Stereokanälen. Das wiederum bedeutet, dass die Monokompatibilität mit kleinen Abstrichen größtenteils erhalten bleibt.

Spectral Analyzer

Ein Spektrum-Analyzer gibt ein Spektrogramm über die Zeit aus. Auf diesem ist zu erkennen, wie sich die Frequenzverteilung eines Signals darstellt und über die Zeit verändert. Je stärker bestimmte Frequenzbereiche im Signal vorhanden sind desto deutlicher erkennbare dicke und dünne Linien bilden sich im Spektrogramm für diese Frequenzen aus.

Sieht man sich die AB-Aufnahme in einem Spektrum-Analyzer an, fällt auf, dass diese Anordnung deutlich mehr Signal zwischen 20Hz & 200Hz aufnimmt, als die anderen Mikrofonierungen. Die Abweichung im ganz tiefen Frequenzbereich ist womöglich dem Aufbau der Kugelmikrofone als sog. Druckempfänger geschuldet. Die Abweichungen in den unteren Mitten sind unter Umständen eher dem speziellen Mikrofonmodell geschuldet und weniger dem Wandlerprinzip.

Im Spektrum-Analyzer scheint die Energieverteilung über die Frequenzen für die MS-Aufnahme am gleichmäßigsten auszufallen. Das heißt, dass weniger Konzentrationen der Energie in bestimmten Bereichen auftreten, als bei den anderen Aufnahmen.

Die XY-Aufnahme zeigt auch ein paar Frequenz-Bereiche mit erhöhtem Energievorkommen. Im Vergleich zur AB-Aufnahme befinden sich diese Bereiche aber vor allem im mittleren Frequenzbereich (200-1500Hz). Dies bedeutet eine Betonung des Bereichs menschlicher Sprache und weniger eine Betonung im Bassbereich wie bei der Kugel-Aufnahme.

MS

Das Spektrum weist wenig tiefe Frequenzen auf, dennoch ist das Abbild in den höheren Frequenzen sehr deutlich.

XY

Das Spektrum ähnelt dem von MS, wobei die tieferen Frequenzen etwas besser übertragen werden und die höheren Frequenzen breiter.

AB

Deutlich sichtbar ist hier der Einfluss der Druckempfänger durch die deutliche Wiedergabe der tiefen Frequenzen. auch die höheren Frequenzen werden ähnlich wie bei MS gut aufgefangen.

MS-Decoder

Durch das Anpassen des MS Dekoders, in dem man die Anteile der beiden Mikrofone (Achter- und Kugel-/Nierencharakteristik) nachträglich verändern kann, lässt sich eine schmalere Monokompatibilität erstellen, die durch den Panoramaregler im Stereo Tool zentriert werden kann.