Guest-lectures – Kommentare

Sustainablility from interior design perspective (B.C. ARABACIOGLU)

Mir war bisher nicht bewusst, dass der Anteil des Bauwesens und der Gebäude am Klimawandel so groß ist, wie es in diesem Vortrag erklärt wird. An diesem Vortrag ist besonders interessant, wie der Vortragende die Rolle von DesignerInnen im Kontext von Innovation bzgl. einer nachhaltigen Zukunft des Bauwesens sieht. So scheint es weder genug zu sein, komplizierte Kriterien dafür zu entwickeln, wie nachhaltige Gebäudeplanung aussehen muss, noch macht es Sinn alles auf den End-User und seine Verantwortung abzuwälzen. Da DesignerInnen Expertise in innovativen Lösungen besitzen und gleichzeitig kommunikative Stärken besitzen, gilt es, so der Vortragende, die bestehenden Bestimmungen für Nachhaltigkeit in einfache, clevere Produkte zu verpacken, die der End-User versteht und zu schätzen lernt, sodass letztlich jeder Einzelne beginnt diese vereinfachten Nachhaltigkeitsideen in sein Umfeld zu integrieren.

 Questioning our material culture (S. ULICKA)

Dieser Vortrag war für mich bisher mitunter einer der interessantesten. Der massive negative Einfluss, den der Mensch auf die Natur und seine Artgenossen hat, beschäftigt mich schon lange. Deshalb finde ich es aufmunternd, dass es subversive Strömungen gibt, wie Discursive Design, die die Leute wachrütteln und zum Nachdenken anregen. Auch der Ansatz, die Wirtschaft nicht mehr als unmittelbares, gleichberechtigtes Ziel neben sozialen und ökologischen Notwendigkeiten zu positionieren, scheint mir sinnvoll. Die Vergangenheit hat ja bereits oft gezeigt, dass wirtschaftliche Interessen viel zu oft alle Errungenschaften in den 2 anderen Gebieten massiv relativieren und überschatten.

 Relating systems, thinking & design (U. TISCHNER)

Auch hier finde ich besonders den Einblick in die Disziplin des Ecodesigns interessant. Gleichzeitig finde ich den Ansatz der Open Innovation mit Hilfe von Crowd-basiertem Design sehr spannend: durch das Ins-Zentrum-Rücken des Users schon während der Ideenfindung und Problemidentifikation, sowie durch die Zusammenarbeit von Vielen im größeren Maßstab, lassen sich komplexe Themen von mehr Seiten beleuchten, und es wird so wahrscheinlicher, wirklich sinnvolle Lösungen zu finden. Im Software-Bereich hat Open-Source ja schon einige der zuverlässigsten Programme hervorgebracht (Firefox, VLC…). Das im Vortrag auch genannte andere Beispiel einer Plattform für die Findung von nachhaltigen Design-Ideen (nicht die der Vortragenden), die von VW gesponsert war, hat, finde ich, in der Retrospektive einen etwas faden Beigeschmack, bedenkt man den Abgasskandal der Firma.

 Klanglicht-Lecture (INNOCAD, Studio13&9)

Der Vortrag von Innocad und Studio 13&9 war besonders interessant für mich, da viel Sound Design in den Arbeiten verwendet wurde. Aber auch das Übertragen von Gestaltungsprinzipien von einer Disziplin in die andere, hier von Architektur in Fashion Design ist ein spannendes Konzept. Am besten hat mir das Projekt “Solar Innovation Center” in Dubai gefallen. Hier ist es wirklich bemerkenswert, wie schön Licht & Klang miteinander verknüpfbar sind, da es ja direkte Entsprechungen zwischen beiden Reizdimensionen gibt: Die Frequenz einer Lichtfarbe kann (skaliert) direkt in Sound umgesetzt werden. Das Ganze dann in Form von gebrochenen Lichtsprektren und Klangsensoren innerhalb der Architektur sowohl klanglich als auch visuell zu einer dynamischen Installation zu gestalten ist äußerst spannend, und wäre sicher fast eine Reise wert, nur um es mal mit eigenen Augen & Ohren zu erleben.

 Is it art or can we toss it (F. DOPPEL-PRIX)

In diesem Vortrag wurden stichprobenartige Eindrücke von der Arbeit des Teams/des Kreises um Doppel-Prix gegeben. Fokus ist dabei das Ausstellungsdesign, aber auch andere Gebiete werden angeschnitten. Interessant finde ich den Ausspruch des Vortragenden, eine Ausstellung zu planen sei ein bisschen wie “tidying up art”/Aufräumen von Kunst. Merken sollte ich mir auch die 40/40/20-Regel des Vortragenden: mir vor Augen zu halten, dass technisches Wissen nur 40% der Voraussetzungen für ein gelungenes Projekt ausmacht und die restlichen 60% von Allgemeinwissen/Hausverstand und Glück geprägt sind, würde mir sicher helfen, mich in meinem eigenen Tun nicht so sehr in kleinen technischen Detailfragen zu verstricken.

 Radio Work (W. SCHLAG)

Schlag gibt in seinem Vortrag zunächst einen Überblick über die Entwicklung des Mediums Radio in Amerika & Europa. Wichtiger Fixpunkt ist für ihn die Tatsache, dass Radio von Anfang an ein politisch hoch relevantes Medium war. Nicht umsonst haben rechte Strömungen in Österreich schon mehrmals Radiosender übernommen, um Kontrolle über das Land ausüben zu können. Besonders interessant fand ich Schlags Ausführungen dazu, warum das Radio als Medium überleben wird: So ist man in der Gestaltung von Programmen theoretisch freier als wenn man für Film oder Fernsehen arbeitet. Außerdem ist die technische Hürde sehr viel geringer: Im Prinzip kann jeder mit einem Mikrofon und einem Laptop mit Internetzugang heutzutage senden (so geschehen während der Corona-Zeit bei Ö1, als Mitarbeiter ihre Sendungen im Home-Office produzierten). Dieser Vortrag hat mir, als von vornherein an Radio-Arbeit interessierten Menschen, richtig Lust gemacht selbst ein Internet-Radio zu gründen und einfach mit verschiedenen Klang-, und Wortinhalten zu experimentieren.