Die Beschäftigung mit Field-Recording von Audio-Material bedeutet die Auseinandersetzung mit der Aufnahme von Schallquellen, die ortsabhängig wahrnehmbar sind. Um Klänge der Umwelt und ihre Ursprünge und Folgen in verschiedenen Kontexten sinnvoll interpretieren und einsetzen zu können, ist es sinnvoll, sich zunächst einen Überblick über solche Klänge, ihre Charakteristika und die sie umgebenden Zusammenhänge zu verschaffen.
Der wichtige Kontext des Ortes, an dem gewisse Klänge (besonders oft) vorkommen kann mit Hilfe des Begriffs „Soundscape“ ausgedrückt werden. Der Begriff Soundscape lehnt sich an den Begriff „Landscape“ an und kann, ganz allgemein gesprochen, die Sammlung an Klängen bezeichnen, die in einem bestimmten örtlichen Kontext zu vernehmen sind.
Auf der Website https://aporee.org/maps/ lassen sich sowohl Orte als auch Sounds suchen, die diesen örtlichen Kontext verdeutlichen. Es werden Klänge, die in einem bestimmten Zeitraum an bestimmten Orten aufgenommen wurden, durch Klicken auf eine Satellitenbild-Karte à la Google-Maps wiedergeben.
Die Klänge, die Soundscapes differenzierbar und einzigartig machen, können in verschiedene Klang-Klassen unterteilt werden: die Klänge der Biophonie, der Geophonie und der Anthrophonie. Während Biophonie die Summe der von lebenden Organismen generierten Klänge meint, sind geophone Klänge natürlichen, anorganischen Ursprungs. Beispiele wären Geräusche des Wassers oder klingende Wetterphänomene. Die dritte Klasse an Sounds in Soundscapes sind die menschengemachten Klänge: Sie umfasst Straßenlärm, Motoren oder Geräusche aller möglicher Fahrzeuge und Maschinen. Alle Klangklassen zusammen bilden die Soundscape eines Ortes und bilden einzigartige zeitliche und räumliche Muster.
Möchte man solche Klänge als Field-Recordings aufnehmen und als Samples weiterverarbeiten, so wird die Aufnahme von verschiedenen Faktoren des Klang- und Aufnahmeprozesses geformt. Dieser Vorgang lässt sich gut mit dem sog. SPR-Modell beschreiben. Die Schallquelle sendet einen Klang in Form von Schallwellen, die eine gewisse Information in sich bergen. Der Klang wird dann über eine gewisse Distanz durch ein Medium übertragen, bevor es an den Empfänger gelangt. Auf dem Weg zum Empfänger wird das Signal durch verschiedene Hindernisse, die Schall entweder brechen, reflektieren oder absorbieren, sowie durch die zurückgelegte Distanz verändert. Der Empfänger interpretiert schließlich das eintreffende Signal hinsichtlich beinhalteter Information.
Quellen:
Bryan C. Pijanowski, Luis J. Villanueva-Rivera, Sarah L. Dumyahn, Almo Farina, Bernie L. Krause, Brian M. Napoletano, Stuart H. Gage, Nadia Pieretti, Soundscape Ecology: The Science of Sound in the Landscape, BioScience, Volume 61, Issue 3, March 2011, Pages 203–216, https://doi.org/10.1525/bio.2011.61.3.6 (21.11.2019).
https://aporee.org/maps/ (21.11.2019).