Was ich als Sound Designer vom UX-Design lernen kann

Sound Design ist ein sehr breites Feld. Ob es um Sound für Film, Videospiele, Klanginstallationen oder Musikproduktionen geht, um Software oder akustische Eigenschaften industrieller Produkte – im Idealfall wird es irgendwann einen User oder Rezipienten erreichen. So ist natürlich die User Experience auch für Sound Designer ein essentieller Aspekt.

In ihrem Buch über User Experience zeigen die Herren der Firma Simplease auf, wie sie UX-Design in der Praxis anwenden. Demnach gehe es erst einmal darum, das tatsächliche Problem zu identifizieren. Es gebe normalerweise eine Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung und der Wunschvorstellung, was auf ein Problem hindeuten könne. Allerdings sei sowohl die eigene Wahrnehmung grundsätzlich verzerrt, als auch das eigentliche Problem oft ein tieferliegendes, was mit offensichtlichen Symptomen verwechselt werden könne.

Da Fehler aufwendiger zu beheben seien, je weiter ein Projekt fortschreitet, solle man diese möglichst am Anfang machen, alle Stakeholdergruppen möglichst früh einbinden, z.B. durch ausführliche Interviews, und genau analysieren, ob man es mit einem Problem zu tun hat, das es wert ist, gelöst zu werden.

Anschließend plädieren die Autoren für einen agilen Entwicklungsansatz, so dass man möglichst schnell Prototypen bereitstellen kann, um User Tests durchzuführen. Außerdem solle man möglichst ein Minimal Viable Product entwickeln, damit man weiterhin die User in den Prozess einbinden kann und frühzeitig abgleichen kann, ob die eigenen Vorstellungen der Realität entsprechen.

Ob diese Herangehensweise sich direkt auf die Tätigkeiten eines Sound Designers übertragen lässt, muss man dann doch etwas differenziert betrachten, zumindest was die Terminologie betrifft. Ich arbeite gerade an einem Software-Instrument, wo es sehr viel Sinn macht, iterativ zu arbeiten, Prototypen und ein MVP zu entwickeln und regelmäßig User Tests durchzuführen. Ähnliches gilt sicher für die industrielle Produktentwicklung. Aber das sind ohnehin die klassischen Anwendungsfelder für agiles Projektmanagement.

Im künstlerischen Bereich würde man wahrscheinlich selten von einem Problem sprechen, das gefunden oder gelöst werden muss. Auch ist ein wichtiger Aspekt der Kunst, dass sie nicht immer von möglichst vielen Rezipienten verstanden oder gemocht werden soll. Dennoch kann es sinnvoll sein, unausgereifte Versionen einer ausgewählten Hörerschaft zu präsentieren um sich Feedback einzuholen und auszuloten, ob das Werk die gewünschte Wirkung erzielt.

Letztendlich kommt es immer auf den Kontext an, ob und wie sehr die UX-Design-Methoden im Sound Design relevant sein könnten. Sie zu kennen und gegebenenfalls anwenden zu können, wäre sicher sinnvoll.