Die Malerei, welche als Kunstform tief in der Geschichte verwurzelt ist und zahlreiche Richtungen eigeschlagen und Strömungen erzeugt hat, ist dennoch immer wieder an ihre Grenzen gestoßen. Der erweiterte malerische Raum, welcher Farbe, Inhalt und Form von der klassischen Leinwand löst, ist die logische Antwort auf dieses Problem.
Fernand Léger (1881-1955) entwickelte enge Verbindungen zu Schlüsselfiguren der modernen Architektur wie Robert Mallet-Stevens, Le Corbusier, Charlotte Perriand, Wallace K. Harrison, Paul Nelson, André Bruyère, und Carlos Raul Villanueva. Die intensive malerische Auseinandersetzung mit dem gebauten Raum war für den gelernten Architekturzeichner Léger von höchster Bedeutung. So wollte er Farbe und Leben auf ihre weißen, neutralen Wände bringen und der modernen Architektur helfen, sich in den Alltag zu integrieren, um das menschliche Leben durch die soziale und psychologische Wirkung von Farbe zu verbessern.
Auch Ernst Caramelle (*1952) beschäftigte sich nach 2010 mit raumgreifenden Konzepten im dreidimensionalem Ausstellungsraum. In Projekten, die nach 2010 entstanden sind, überführt Caramelle seine raumgreifenden Konzepte in den dreidimensionalen Ausstellungsraum. So bringt er beispielsweise 2012 im Wexner Center for the Arts in Columbus, Ohio, eine temporäre Wandmalerei an, bei der er mit verschobenen Farbfeldern arbeitet.
In der Ausstellung in der Kunsthalle Krems (13. März bis 19. Juni 2016) arbeitete Caramelle ebenfalls mit einer spannungsreichen Anordnung unterschiedlich getönter Farbflächen, die den Ausstellungsraum dynamisierten. Dabei galt sein besonderes Interesse den Möglichkeiten, den Raum selbst zum Kunstwerk werden zu lassen. Susanne Längle bezeichnet die Raumbezüge in Caramelles Werk als „Postarchitektonische Malerei“. „Statt Architektur nur zu porträtieren, greift Caramelle nun mit der Setzung farbiger Flächen in einen realen architektonischen Körper und seine räumliche Konfiguration ein. Überschneidungen der Farbflächen und deren Staffelung dynamisieren die Fläche in die dritte Dimension und veranlassen das betrachtende Gegenüber, sein Blick kontinuierlich zu justieren und sich in dem engen Zusammenspiel von Bild, Wand und Raum entsprechend neu zu verorten.
Quellen:
https://d-nb.info/1084224429/04
https://artmap.com/bloombergspace/exhibition/comma-26-ernst-caramelle-2010?print=do